Eine der Sehenswürdigkeiten in der Stadt Lübeck an der Ostsee sind die versteckt liegenden Höfe und Gänge in der Altstadt.
Wir sind mitten in der Altstadt von Lübeck. Hier gibt es bewohnte Hinterhöfe mit niedliche kleinen Häusern, Blumen und Büschen. 90 solcher Oasen gibt hier. Viele, die Lübeck besuchen, wissen nichts von dieser verborgene Welt. Denn diese Höfe liegen versteckt an den Altstadtgassen.
Historische Bauten gibt es in der Altstadt von Lübeck viele: Rathaus, Marktplatz, vollständig erhaltene alte Stadtviertel, das Heiligen-Geist-Hospital, Holstentor, Salzspeicher und einiges mehr. Aber wer kennt die geheimnisvoll wirkenden Gänge und Höfe in der Altstadt? Sie stammen aus dem Mittelalter. Hier in den Gängen und Höfen fühlt man sich in die Zeit der Hanse zurückversetzt.
Mittel gegen Wohnungsnot
Durch Hanse gab es im Mittelalter in eine Zeit wirtschaftlicher Blüte. Das zog viele neue Einwohner an. Aber in Lübeck ist der Platz durch die Insellage begrenzt und folglich gab es schnell keinen Wohnraum mehr.
Die Lübecker Kaufleute hatten eine Idee. Man brach schmale Gänge als Durchgang zu den Hinterhöfen in die Vorderhäuser. Auf den Hinterhöfen baut man sogenannte „Buden“. Das waren winzige, einstöckige und oft fensterlose Häuser. Teilweise waren sie nur dreieinhalb Meter lang und viereinhalb breit. Innen hatten sie oft nur ein Zimmer.
180 solcher Höfe mit kleinen Häusern soll es damals gegeben haben.
Das anderswohin-Video über Lübecks Gänge und Höfe
Vermietet wurden die Buden an Bedienstete, Tagelöhner und Handwerker mit ihren Familien. 80 % der Lübecker lebten im Mittelalter in solchen Buden.
Durch Sanierung sind hier heute attraktive Häuser entstanden. 90 bewohnte Höfe gibt es heute noch. Und die sind begehrter Wohnraum.
Ein schmaler Gang durch das Haus
In die Höfe reingeht es bis heute durch einen schmalen Gang, der durch das Haus an der Straße führt. Für den Bau eines Gangs gab es angeblich nur eine Bauvorschrift: Der Gang musste mindestens so breit sein, dass man einen Sarg hindurchtragen konnte. Heißt es.
Die Gänge und Höfe sehen alle verschieden aus. Manche Höfe haben einen zentralen Platz, andere nicht. Viele Gänge münden in andere Gänge oder führen zu einer anderen Straße.
Die Buden hatten zu Beginn eine Feuerstelle, aber keine Glasfenster, dafür Läden aus Holz. 5-6 Personen teilten sich einen Raum von ca. 20 Quadratmetern. Alle nutzen eine Kloake im jeweiligen Hof.
Früher waren die Buden aus Holz, Pferdemist und Lehm. Ab dem 16. Jahrhundert wurde mit massivem Backstein gebaut.
Benannt wurden die Gänge oft nach ihren Besitzer oder nach den Berufen ihrer Bewohner.
Manche der Höfe waren Stiftungen reicher Lübecker Kaufleute. Die vermieteten billig an Witwen und Waisen. Das war als fromme Tat gedacht.
Der Füchtingshof
Der Hof trägt den Namen von Johann Füchting. Der hat ihn im 17. Jahrhundert gestiftet. Er wollte, dass hier Arme für wenig Miete leben können. Als Gegenleistung sollten die Mieter dann nach seinem Tod für sein Seelenheil beten.
Wenn man durch die Altstadt geht und hat kein Verzeichnis der Gänge und Höfe, dann muss man genauer die Straßenfront ansehen. Dann entdeckt man die schmalen Gänge. Fast alle sind für Besucher offen.