Eine Sehenswürdigkeit an der Weser ist die Barockstadt Bad Karlshafen, auch als „weiße Stadt“ bekannt. Die Stadt wirkt streng, fast militärisch. Geplant.
Ruhig windet sich die Weser durch das Weserbergland. Wir kommen nach Bad Karlshafen. Einer „weißen Stadt“.
450 Kilometer ist ihr Weg lang, von Hannoversch Münden bis zur Nordsee. An ihren Ufern liegen reizende Städte. Eine davon ist Bad Karlshafen. Bad Karlshafen, eine Stadt, die sogar ein Hafenbecken hat. Ich nenne sie DIE WEISSE STADT. Denn ihre Häuser strahlen weiß.
Die Bauform der Häuser ist streng, fast militärisch. Alles ist aufeinander abgestimmt. Geplant. Denn Bad Karlshafen ist tatsächlich eine Planstadt, ein Kleinod des bürgerlichen Barock.
Bad Karlshafen liegt im Bundesland Hessen, nördlich von Kassel und rund 100 Kilometer südwestlich vom niedersächsischen Hannover. Bis 1977 hieß Bad Karlshafen nur KARLSHAFEN. Das „Bad“ verdankt die Stadt einem Soleheilbad. Bei der Gründung hieß die Stadt noch Sieburg. Das war 1699. Später nannte man die Stadt nach ihrem Gründer: Landgraf Karl.
Stadtgründer Karl von Hessen
Am Hafenbecken in Bad Karlshafen erinnert ein Denkmal an den Stadtgründer: Karl von Hessen, regierender Landgraf von Hessen-Kassel. Aus mehreren Gründen steht Landgraf Karl in den Geschichtsbüchern: Er förderte Wirtschaft und Militär und er hinterließ imposante Bauwerke. Zum Beispiel in der Residenzstadt Kassel und eben Bad Karlshafen.
Bad Karlshafen gründete der Landgraf wegen des Zolls. Die Weser war immer schon ein wichtiger Transportweg. Der Fluss entsteht in Hannoversch Münden aus dem Zusammenfluss der Fulda, die aus Richtung Kassel kommt, und der Werra. Der Schiffsweg von Kassel zur Weser führte über die Fulda und Hannoversch Münden. Und genau da war eine Zollstation. Um diese Zollstation zu umgehen, gründete der Landgraf Bad Karlshafen.
Ein Kanal bis Marburg
Von hier, wo der Fluss Diemel in die Weser mündet, plante er einen Kanal. Von Bad Karlshafen bis Marburg sollte er reichen, ein Schifffahrtsweg zwischen Weser und Lahn. Letztendlich sollte der Bau sogar eine Verbindung zwischen Mittelmeer und Nordsee werden.
Der Kanal wurde nie fertig. Knapp 20 Kilometer waren gebaut, da starb der Graf. Seine Nachfolger führten das Projekt nicht fort. Was aber bereits existierte, war der Umschlagplatz für die Ware. Die Stadt und der Hafen Bad Karlshafen.
Die Hugenotten in Bad Karlshafen
In der ehemaligen Tabak-, Zigarren- und Kautabakfabrik von Bad Karlshafen ist heute das „Deutsche Hugenottenmuseum„ untergebracht. Und das nicht ohne Grund. Denn Landgraf Karl siedelte in seiner neuen Planstadt Hugenotten aus Frankreich an.
Die Hugenotten folgten der Lehre von Calvin, einem Reformator. In der Theologie ging er weiter als Luther: keine Bilder in Kirchen, kein Altar, nur die Predigt. In Frankreich hatte Calvin viele Anhänger. Es gab natürlich Auseinandersetzungen mit der katholische Kirche, die letztendlich dazu führten, dass rund 200 000 Hugenotten aus Frankreich flüchteten.
Die französischsprachigen reformierten Christen flüchteten über die Schweiz nach Frankfurt am Main. Brandenburg und Hessen nahmen die geflüchteten Hugenotten auf.
Graf Karl wollte besonders französischen Protestanten ansiedeln, die eine Manufaktur oder einen Handwerksbetrieb gründen wollten. Von Hugenotten in der Stadt gegründet wurden Unternehmen der Seidenindustrie, Handschuhfabriken, Leinenmanufaktur und Glasmanufaktur.
Baumeister Conradi
Gebaut hat die barocke Handelsstadt Baumeister Friedrich Conradi. Die Stadt entstand nach seinem Plan. Der Baumeister fand in „seiner Stadt“ seine letzte Ruhestätte. In einer Kapelle im Invalidenhaus. Der Bau war damals ein Altersheim für kriegsinvalide Soldaten des hessischen Heeres. Das Vorbild steht in Paris: das „Hotel des Invalides„, gebaut unter Ludwig XIV. Heute kennt man das Hotel des Invalides, weil sich dort Napoleon Grab befindet.
Am Hafenplatz steht das Rathaus der Stadt. Die Buchstaben CLZH am Rathaus bedeuten: Carl Landgraf zu Hessen. Das Rathaus war ursprünglich ein Pack und Lagerhaus. Im Foyer steht das Idealmodell der Stadtanlage. Man sieht, wie die Stadt 1722 geplant war.
Neben dem Rathaus steht das älteste Haus der Stadt, gebaut 1699. Heute ist das der Gasthof „Landgraf Carl“. Das Haus wurde als erstes Gebäude auf dem trockengelegten Sumpfgelände gebaut.
Heute legen in Deutschlands ältestem Binnenhafen Yachten und Segelboote an. Ruhig ist es hier. Parkplatzgebühren kassiert man hier nicht. Am Hafenbecken und an der kleinen Weserpromenade gibt es Cafés und Restaurants. Ein Weserschiff legt hier auch an. Das historische Hafenbecken wurde vor einigen Jahren wieder an die Weser angebunden und restauriert.
Bei einem Stadtrundgang außerdem sehenswert:
Die ehemalige Posthalterei der Thurn- und Taxischen Post
Das Hugenottische Wein- und Likörhaus J. Römer, in dem auch der nach alten Rezepten als Likör hergestellte „Hugenottenschluck„ erhältlich ist
Die Rosenapotheke, die älteste Apotheke liegt an der Invalidenstraße. 1750 wurde sie gegründet.
Verschiedene Hochwasserstände an einer Wand markiert
Monika Chao says:
Very interesting and the village is very pretty. More than pretty: impressive.
I was wondering why all the buildings are white. What is the reason? And are present owners obliged to keep the buildings white?
Thank you and with kind regards, Monika Chao from Holland