Hier hat Karl May von 1895 bis zu seinem Tod 1912 gewohnt: in Radebeul bei Dresden. Dort steht sein Wohnhaus. Und dem gab er auch gleich einen Namen. Die „Villa Shatterhand.“
Wer kennt sie nicht? Winnetou und Shatterhand, Kara Ben Nemsi und Old Surehand. Erfunden hat sie einer der meistgelesenen Schriftsteller Deutschlands: Karl May. Die weltweite Auflage seiner Werke wird heute auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. Karl May wurde in 40 Sprachen übersetzt. Insgesamt gibt es von ihm 100 Bände.
Der Weg durch Radebeul ist nicht schwer zu finden; er ist ausgeschildert. Die Straße trägt den Namen des Meisters. Karl-May-Straße heißt die Durchfahrt in dem Wohngebiet. Parkplätze gibt es nur weiter entfernt. Wir nutzen einen Platz an der Straße.
Im Wohnhaus von Karl May in Radebeul
Karl Mays „gesammelten Reiseerzählungen“ wurden damals sehr gut verkauft. Er wurde endlich vermögend. Und er wurde immer eitler. May nannte sich jetzt Doktor Karl May und behauptete, seine Erzählungen seien wahr. Er selbst habe das alles erlebt. War natürlich Quatsch. Aber die Vorstellung davon war wohl schön. Für ihn und seine Fans.
Karl Mays Witwe Klara lebte nach seinem Tod in dem Haus. Sie verwaltete das Erbe ihres Mannes. 1926 tauchte der Wiener Zirkusartist Ernst Tobis, besser bekannt als Patty Frank, in Radebeul auf. Er besaß eine riesige Sammlung indianischer Gegenstände und überredete Klara May hier ein Museum zu bauen. Klara May ließ im Garten der Villa ein Blockhaus als Wohnhaus bauen: die Villa Bärenfett.
In einem Anbau wurde 1928, also vor genau 90 Jahren, das Karl-May-Museum mit einer Indianerausstellung eröffnet. Patty Frank wurde Museumskustos und blieb es bis 1959. Nach Klara Mays Tod 1944 erbte die Karl May Stiftung die Villa.
Neben der Villa Shatterhand liegt die Villa Bärenfett
Die Villa war in den folgenden Jahrzehnten dann Wohnhaus, Kinderhort, bis es 1985 Sitz der biografischen Museumsabteilung wurde und eine Ausstellung eröffnet werden konnte. Heute sieht man im Karl May Museum zwei Ausstellungen. Einmal „Karl May – Leben und Werk“, die kann man in Karl Mays Wohnhaus, der Villa „Shatterhand.“, besuchen. Beide Etagen kann man begehen. In die Räume schaut man durch Scheiben in den Türen. Zu kostbar, zu alt ist das Inventar. Denn Besucher strömen hier fast täglich durch.
Hier gibt es das orientalisch eingerichtete Arbeitszimmer Karl Mays, die Bibliothek und sein Empfangssalon zu sehen. Weiterhin gibt es die Ausstellung „Indianer Nordamerikas“ im Wild-West-Blockhaus „Villa Bärenfett“ zu sehen. Hauptsächlich ist das die Sammlung von Patty Frank und dem ursprünglichen Eigentum Karl Mays sowie den Ankäufen von Klara May.
Im Garten, zwischen Villa Shatterhand und Villa Bärenfett sitze ich auf einer Bank. Hier also ging Karl May vielleicht sogar spazieren, hier kamen ihm neue Ideen, die er in seinem Spätwerk umsetzte. Mein Blick schweift zwischen Bäumen und Sträuchern, als ob ich ihn erwarte. Mays Bücher habe ich als Kind, als Jugendlicher, geliebt und schätze sie auch heute noch.
An einem Stand wird Bratwurst gegrillt. Gibt es eigentlich Büffelsteak, überlege ich. Hätte Karl May das tatsächlich auch gegessen? Wie gerne würde ich ihm begegnen, überlege ich. Dann verlasse ich, mit einem letzten Blick auf die Villa Shatterhand, das Gelände. Das Grundstück gegenüber der Villa hatte sich Karl May übrigens auch gekauft. 1932 legte der Karl-
May-Verein in dem Obstgarten einen Gedächtnishain für Karl May an. Heute wird er restauriert. Ich bin glücklich, hier gewesen zu sein.