Freilichtmuseum Roscheider Hof bei Konz

Aufgebaut und eingerichtet findet man hier Häuser aus dem Hunsrück und aus dem Saar-Mosel-Gebiet

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Der „Roscheider Hof“ bei Konz an der Mosel ist mit seinen 22 Hektar Freigelände eines der größten Freilichtmuseen in Deutschland.

Es ist eng in der Stube des Lehrers. Sehr eng. Fast 70 Schüler – jeden Alters – drängen sich hier auf knapp 25 Quadratmetern. Wir schreiben das Jahr 1836 und befinden uns im Haus des Lehrers von Würrich, dessen Wohnung zugleich als Schulzimmer dient. Neben den Schülern aus Würrich werden hier auch die aus Belg und Altlay unterrichte. Die drei sind Dörfer im nahen Hunsrück. Die Dorfschule, in der bis 1840 die Schüler der Orte unterrichtet wurden, steht heute auf dem „Roscheider Hof“ nahe Konz bei Trier.

Aufgebaut und eingerichtet findet man hier Häuser aus dem Hunsrück und aus dem Saar-Mosel-Gebiet. Zwei Dörfer sind hier, auf dem Gelände der ehemaligen Kloster- und Staatsdomäne, seit 1976 entstanden. Das Hunsrückdorf ist vollständig, vom Moseldorf stehen einige Häuser. Das Hofgebäude selbst ist zu einem Museumsgebäude mit volkskundlicher Ausstellungen auf 4000 Quadratmetern und einem Restaurant umgestaltet. Fast alle Gebäude sind eingerichtet (meist mit Mobiliar und Gebrauchsgegenständen aus Jahren zwischen 1850 und 1950) und man kann sie – teilweise auch die oberen Etagen – betreten.

Das Museum entstand – wie so oft bei Freiluftmuseen – auch hier auf Initiative von Einzelpersonen und mit Unterstützung kommunaler Entscheidungsträger. Treibende Kraft war der Architekt Professor Rolf Robischon, der bis 1985 Leiter des Museums war. Der „Roscheider Hof“ befindet sich in Trägerschaft des Vereins Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof, Konz e. V.

Zum Hunsrückweiler

Der Weg im leicht hügeligen Gelände oberhalb der Mosel und der Stadt Konz, knapp 10 Kilometer von Trier entfernt, führt nach dem Eingang bergab. Hier liegt der Hunsrückweiler, das erste vom Freilichtmuseum Roscheider Hof wieder aufgebaute Museumsdorf.

Dicht gedrängt stehen die Häuser an der staubigen Straße. Das ist das eben genannte „Schulhaus aus Würrich“, „Haus Trappitschens“ – ein Wohnhaus mit Laden, Post und Tankstelle; eingerichtet wie in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts -, der Bauernhof „Haus Molz“ mit Wohn- und Stallteil und vieles mehr. Insgesamt sind es neun Wohnhäuser, hinzu kommen Backhaus, Schmiede, Scheunen und ein Rathaus.

Der Lauscher an der Tür

Letzteres stammt aus dem Ort Gödenroth und war das erste Gebäude, das im Freilichtmuseum Roscheider Hof wiedererrichtet wurde. 1749 als einstöckiges Hirtenhaus der Gemeinde erbaut, wurde es 40 Jahre später zum Dorfrathaus. Hier war die Rathausglocke untergebracht, die zur Gemeinderatssitzung rief. Der Aufgang zum Sitzungssaal wurde in Form einer überdachten Treppe außen auf der Giebelseite angebracht. Hierdurch waren übrigens Lauscher an der Tür weithin sichtbar. Das Erdgeschoss wurde als Armenhaus genutzt, eine Remise diente zunächst als Stall, später lagerten dort Feuerlöschgeräte.

Interessant im Hunsrückdorf sind auch die Hausgärten. Umgeben von gewundenen Haselnussstecken und genagelten Fichtenstämmchen verband man hier Nutzen und Schönheit miteinander. So findet man hier Gemüse, Heilpflanzen und auch bunte Blumenpracht.

Wo Boonekamp hergestellt wurde

Nicht nur in eine andere Region, auch in eine andere Zeit geht der Besucher im Saar-Mosel-Dorf. Das „Saargauhaus“ ist zwar ein Nachbau, zeigt aber überzeugend ein ungewöhnlich geräumiges und repräsentatives Gebäude mit einem tonnengewölbten Mittelflur. Im Untergeschoss befindet sich neben einer Küche und Wohnstube die Brennerei der 1881 gegründeten Firma Jean Marx aus Cochem. Die Firma betrieb Weinbau, Weinhandel und eine Brennerei. Neben Weinhefebrand und verschiedenen Obstbränden, hatte sich die Brennerei Marx auf die Herstellung von Boonekamp spezialisiert „Burg Cochem, Marx Boonekamp“.

Weiter geht es an einigen Wohn- und Handwerkerhäusern, einem Wasserwerk und Pumpe sowie Gärten wieder bergan zurück zum Roscheider Hof. Spaziergänge durch Streuobstwiese. Felder und Wiesen, vorbei an Kapellen samt Friedhof zu einem Waldmuseum sind zudem möglich. Durch einen Rosen- und Kräutergarten mit Pavillon geht der Weg zum Vierseithof. Mit einer Kantenlänge von 40 Metern und zwei Stockwerken ist es das größte Bauwerk im Freilichtmuseum. Er beherbergt heute auf 3500 qm thematische Ausstellungen und das Museumsrestaurant. Ausstellungen zu Textilien und zu Spielzeug und Zinnfiguren, Kutschen, Ausstellungen zum Weinanbau, bürgerliche Wohnzimmer.

Schulzimmer, Arbeitsräume, selbst ganze Ladenstraßen findet man in den Hofgebäuden. Zeit und Fantasie zum Entdecken lassen hier für den Besucher eine ergiebige historische Quelle zur Geschichte der Region sprudeln.

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