Es gibt Kirchen, bei denen man sich nur schwer entscheiden kann, ob ihre Fassade oder ihr Innenraum schöner und ansprechendere Kunstwerke sind. Sankt Michael in München ist solch ein Fall.
Denn die Jesuitenkirche ist von außen wie innen sehenswert. Sankt Michael, einst geistiges Zentrum der Gegenreformation in Bayern, steht am Übergang zwischen Renaissance und Barock und war Vorbild für viele Barockkirchen der Region.
Für jeden, der in München über die Fußgängerzone vom Stachus zum Marienplatz geht, ist sie unübersehbar. Noch bis vor wenigen Tagen war die Fassade von Sankt Michael, zwischen 1538 und 1597 gebaut versteckt hinter Gerüsten und Planen. Sechs Jahre dauerte die Fassaden-Renovierung der größten Renaissance-Kirche nördlich der Alpen, was das Land Bayern 4,1 Millionen kostete. Doch es hat sich gelohnt.
Von der Fußgängerzone aus wirkt die Fassade eher wie die eins mittelalterlichen Rathauses mit sakralen Elementen. Hoch oben im Giebel thront Christus, oberhalb des Erdgeschosses der Erzengel Michael. Dazwischen die figürlichen Darstellungen der Herrscher im Mittelalter, die sich verdient um das Christentum machten: der Kirchenstifter Wilhelm V., Herzog Otto von Bayern, Karl der Große, Kaiser Ludwig IV. von Bayern, König Christian von Dänemark und so weiter. Zwölf Kaiser und Herzöge insgesamt.
Der Innenraum ist hell und klar
Wer den Innenraum auf sich wirken lässt, erahnt seine Seele, so wie die Baumeister des Mittelalters sie erdachten. Hell und klar ist der Raum, das monumentale Tonnengewölbe ist das bis heute eines der größten freitragenden der Welt – nur das von Sankt Peter in Rom ist größer. Gewölbe, Chorbogen und die Bögen der Seitenaltären sind errichtet als Triumphbögen nach antikem Vorbild.
Im Innern strebt alles dem Hochaltar als Ort der Auferstehung zu. Der langgezogene Raum zeigt den Lebensweg von Christus, ein Weg, auf dem er (wie auch der Besucher) begleitet wird von Engeln, die Werkzeuge des Leidens zeigen.
Der Chor über der Gruft signalisiert den Raum der Auferstehung. Der zentrale Blickpunkt der Kirche ist der Hochaltar. An seiner Spitze ist Jesus zu sehen. Dies soll den Gläubigen zeigen, dass er am Ende der Zeit wiederkommen wird und als „Heiland“ über die Stadt allen Menschen Segen bringt.
Fürstengruft neben dem Altar
St. Michael war von Anfang an als Grablege des Hauses Wittelsbach konzipiert und besitzt daher eine Fürstengruft. Ihr Eingang liegt neben dem Hochaltar. Sie gilt, neben der in der Theatinerkirche, als eine der wichtigsten Grablegen des bayerischen Herrscherhauses ist. 36 Wittelsbacher sind hier bestattet, unter ihnen auch der bayerische Märchenkönig Ludwig II.
Eine Anekdote soll nicht unerwähnt bleiben: Als beim Bau der Turm einstürzte und den Chorraum zerstörte, hielt man das für ein Zeichen des Himmels, der Chorraum solle nicht so groß werden. Bauherr Wilhelm dagegen sah darin ein Zeichen, dass der bisherige Chorraum für einen bedeutenden Engel wie den Erzengel Michael zu klein geraten sei. Daher wurde der neue Chorraum noch größer gebaut.