Zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 wurde die Innenstadt Dresdens durch vier Luftangriffe von Flugzeugen der englischen und amerikanischen Alliierten fast vollständig zerstört. Wie viele Menschen dabei starben, hat man nie klären können. Dresden wurde zu einem Symbol – auch für den Wahnsinn eines Krieges. Und zum Gedenkort.
In jedem Jahr kommt zu den Gedenkveranstaltungen am 13. Februar auch der Versuch der Rechten, das Gedenken durch einen Marsch zu vereinnahmen. Etwas, wogegen sich die Mehrheit der Dresdener in jedem Jahr wehrt. Auch mit einer Menschenkette und Demonstrationen. Zwangsläufig ist an diesen Tagen ein Großaufgebot der Polizei in der Stadt.
Ich war in der Woche des 13. Februar in Dresden. Kann man trotz des Gedenktages, trotz des Polizeiaufgebotes, einigermaßen normal als Besucher in der Stadt sein oder meidet man als Tourist Dresden in der Gedenkwoche besser?
Unter Polizeibeobachtung
Die Stadt ist in der Woche unter Beobachtung der Polizei. Hotels im Stadtzentrum sind zum Teil für die Polizisten reserviert, an fast jeder Straßenecke stehen Polizeiwagen und gegen Abend des 13. Februar verschärft sich auch der Ton der Polizisten. Dennoch sorgen die Dresdener dafür, dass Touristen (fast) ungestört in der Stadt sein können. Die Sehenswürdigkeiten sind geöffnet, der Betrieb in den Gaststätten geht unverändert weiter. Viele Dresdener tragen an diesem Tag eine weiße Rose, Symbol des Widerstands gegen die Vereinnahmung des Tages durch Rechte.
Kurz vor 18 Uhr strömen die Dresdener zu den Straßen, an denen man für die Menschenkette Aufstellung nimmt. Entweder man reiht sich ein, nimmt an einer der vielen Gedenkveranstaltungen (nicht nur am Abend) teil oder geht zur Frauenkirche.
Eine überdimensionale virtuelle Kerze wird an die Mauer der Kirche geworfen, brennt dort als Symbol des Gedenkens und der Trauer, während viele Dresdener Kerzen auf Tischen rund um die Kirche entzünden. Dazu liegt eine unglaubliche Stille über dem Zentrum, nachdem um 18 Uhr die Glocken der Kirchen geläutet haben. Und die Polizei? Die zeigt überall, dass sie da ist. Der größte Teil aber hält sich außerhalb des Zentrums auf. Wie geht die Polizei mit Touristen um? Ich hatte keine Probleme.
250 Polizisten im Hotel
In unserem Hotel waren in der Gedenkwoche 250 Polizisten untergebracht. Wenn man sich nicht daran stört zwischen Polizisten mit Pistolen und Handschellen am Gurt im Frühstückssaal zu sitzen, braucht man keinerlei Bedenken zu haben. Selbst am Gedenktag abends, vor unserem Hotel waren Wasserwerfer und Räumfahrzeuge in Stellung, die Straße war abgesperrt – wir hatten keine Probleme ins Hotel zu kommen. Eine kurze Identitätskontrolle und wir waren begleitet im Foyer.
Wer also nach Dresden in der Gedenkwoche möchte: Es ist ohne größere Behinderungen möglich. Und eine Teilnahme am stillen Gedenken lässt die Geschichte der herrlichen Stadt, die 1945 völlig zerstört wurde und deren Zentrum heute zum großen Teil wiedererrichtet ist, völlig anders erleben.