Es riecht nach Fritten. Für mich der endgültige Beweis: Ich bin in Belgien. Kein Nachteil. Denn ich mag Belgien. Insbesondere schätze ich den Circuit Zolder, die Rennstrecke nahe Aachen.
Vom Parkplatz aus geht es zügig über asphaltierte Plätze. Hier parken Wohnmobile, Trucks etc. Der Weg führt Richtung Start-Ziel. Das Fahrerlager rechts und vor mir, hinter mir die Frittenbuden, links die Hauptgebäude mit der Verwaltung, dahinter die Rennstrecke. Ich atme den Geruch von Frittierfett und den Duft heiß gelaufener Motoren ein.
Es ist das ADAC Masters Weekend in Zolder. Veranstaltet vom ADAC gastieren mehrere Rennserien hier. Auch die GT Masters mit den schönsten Autos überhaupt: Lamborghini, Mercedes, Ferrari,…. ein Augenschmaus
Beim ADAC Masters Weekend in Zolder
Die Treppe zieht mich magisch an. Hier liegt nicht nur der Zugang zur Boxengasse, hier geht es hoch aufs Boxendach. Von dort führt eine Brücke auf die gegenüberliegende Seite. Zur Haupttribüne mit Sitzschalen und Steinstufen. Doch wer will da schon hin?
Fast 4 Kilometer ist der Circuit lang. 1963 gebaut fanden hier zwischen 1973 und 1984 die Formel1-Rennen zum Großen Preis von Belgien statt. Zwei Jahre vor dem Aus der Strecke für Formel1-Rennen starb hier Gilles Villeneuve. Die Todes-Kurve hat man umgebaut in eine Schikane. Vom Boxendach aus kann man sie vielleicht sehen.
Kleinere Rennserien, wie die Belcar, fanden in Zolder ihre Heimat. In letzter Zeit aber entdeckt der internationale Motorsport die reizvolle Strecke wieder. Die Champ-Car waren hier, die Tourenwagen-WM, FIA-GT-WM – und jetzt die GT Masters.
Das Boxendach ist erreicht. Ganz unten die Boxengasse mit den Garagen für die Teams. Darüber VIP-Räume – und dann eben das überdachte Dach des langen Gebäudes. Die belgischen Stammgäste kennen den absoluten Kick, ein Rennen fast komplett von hier aus zu sehen. Denn Bildschirme sind in Zolder Fehlanzeige.
Der Trick: Auf dem Boxendach stellt man sich zum Start an das Geländer linker Hand. Ein herrlicher Blick auf die Startaufstellung ist der Lohn. Nach dem Start hat man hier den besten Blick auf Kurve 1 und ein kurzes Stück dahinter. Und dann muss man wandern! Eiligen Schritts geht es hinüber zur anderen Seite des Dachs. Denn gleich kommen die Wagen dort, gleich hinter den Truck und Zelten des Fahrerlagers, vorbei. Hat es Positionswechsel in den letzten beiden Kurven gegeben?
Man verfolgt die Wagen mit den Augen, die nun eine Schikane durchfahren und dann im Wald verschwinden. Jetzt keine Zeit verlieren. Es geht zurück zur anderen Seite. Ans Geländer. Denn gleich schon rasen die Wagen die Start-Ziel-Gerade lang, schießen in Kurve 1. Das Schauspiel wiederholt sich. Runde für Runde.
Bald schon kennt man seine Mitwanderer
Bald schon kennt man seine Mitwanderer aus der näheren Boxendachumgebung. Man lächelt mal, man guckt mal böse… Zumindest dann, wenn der Mitwanderer schneller am Geländer ist und einem den Platz wegnimmt. Aber kein Problem. Man kann sich ja zwischen andere quetschen. Oder die machen bereitwillig Platz. sind ja auch Motorsportfans.
Ich liebe dieses Boxendach. Es ist besser wie Fernsehen und Streckenkommentator (den man hier oben übrigens bestens hört) – denn dieses Dach fördert die Kommunikation und den (allerdings unfreiwilligen) Körperkontakt mit Fremden.
Absolute Höhepunkte sind natürlich die Boxenstopps der Rennwagen. Welche bessere Position kann man haben als oberhalb der Box. Nichts entgeht dem Blick der Boxendach-Profis. Da wird jede Handbewegung der Mechaniker kommentiert – wenn man nicht gerade Rundenzeiten in Hefte einträgt. Motorsportfans in Zolder… sie sind wohl so.
Das Rennen ist vorbei, die Sieger abgewinkt. Ich bin müde gewandert. Die Stufen abwärts fallen schwer. Raus geht es in die Boxengasse. Die Sonne blendet. Es ist warm. Gleich ist Siegerehrung. Ich bleibe in sicherer Entfernung. Lust auf eine Sektdusche habe ich heute nicht. Gleich, beim nächsten Rennen, werde ich in der Startaufstellung imitten der Autos, Piloten, Mechaniker und Gridgirls mal hochschauen zur Wander-Tribüne.
Von unten wirkt das Boxendach unscheinbar. Oberhalb des Geländers sehe ich viele Köpfe, die versuchen einen Blick auf die Siegerehrung zu erhaschen. Ob einer meiner Wanderfreunde dabei ist? Ich schenke meinen Freunden ein Lächeln.