Das Begas-Museum in Heinsberg erinnert an die Künstlerfamilie Begas aus Heinsberg, die unvergessene Kunstwerke der Kaiserzeit geschaffen hat.
Mitglieder der Familie Begas aus Heinsberg waren Hofmaler in Berlin, schufen Bilder und Monumente für Könige und Kaiser. An die Herkunft der Familie Begas und die Werke der Künstler erinnert in Heinsberg das Begas-Museum.
Nein, ganz ehrlich: Ich kannte die Familie Begas aus Heinsberg nicht. Weder den Vater, noch den Sohn, noch andere Familienmitglieder. Nachdem man in Heinsberg – zwischen Aachen und Mönchengladbach gelegen – ein Museum zu Ehren der Künstlerfamilie errichtete, wurde ich neugierig. Dennoch: ich hatte mir bei der Künstlerfamilie – die aus Heinsberg stammt, aber in Berlin bekannt wurde – eigentlich nur eine relativ uninteressante Malerfamilie vorgestellt, die in Berlin irgendeinem elitären Künstlerkreis angehörte und deren Werke kaum jemand kennt.
Aber ich lag falsch. Völlig daneben. Das muss ich eingestehen – und vor allem: Erst der Besuch im Begashaus belehrte mich eines Besseren. Denn jetzt weiß ich, dass einige aus der Familie Begas mehr als bekannt sind, einige sogar vor knapp 100 Jahren zu den damals bekanntesten Deutschen gehörten und ich einige ihrer Werke kenne – und auch schon gesehen habe. Ohne allerdings von den Künstlern dabei Kenntnis genommen zu haben.
Das Begas-Haus in Heinsberg
Die Familie Begasse stammt ursprünglich aus Belgien. Im Raum Heinsberg ist sie seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar. Als „Stammvater“ gilt der in Heinsberg geborene spätere königlich-preußische Hofmaler und Akademieprofessor Carl Joseph Begas(se) der Ältere (1794–1854).
Aufgewachsen ist er in Heinsberg, lebte dann zunächst in Köln, später in Paris. Hier wurde 1814 der preußische König Friedrich Wilhelm III. auf ihn aufmerksam und förderte ihn von da an mit Aufträgen und Stipendien. Der König erkannte sein Talent als Maler. Carl Joseph Begas malte meist Bilder mit literarischem oder historischem Bezug, darunter das auf Heinrich Heines Gedicht von der Loreley basierende Gemälde „Die Lureley“ und das Historienbild „Heinrich IV. in Canossa“.
Friedrich Wilhelm IV. ernannte Begas dann zum „königlich-preußischen Hofmaler“. Dadurch kam es, dass im Haus der Begas die damaligen Größen der Berliner Gesellschaft oft zu Gast waren: Künstler, Gelehrte, Staatsmänner; selbst der preußische König beehrte das Atelier mehrfach mit seinem Besuch. Im Auftrag des Königs malte er zum Beispiel auch Jakob Grimm und Alexander von Humboldt. 300 Gemälde und Zeichnungen hat Carl Joseph – er starb mit 60 Jahren – hinterlassen. Seine Bilder hängen heute hier, im Heinsberger Museum, aber auch in der Alten Nationalgalerie Berlin, im Berliner Dom, in der Stiftung Stadtmuseum Berlin, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg etc.
Königlich-preußische Hofmaler
Carl Joseph hatte vier Söhne. Alle wurden Künstler: Carl Begas der Jünger und Reinhold Begas wurden Bildhauer, Oscar und Adalbert Maler. Sie alle waren für das preußische Königshaus bzw. das Haus Hohenzollern tätig.
Vom Hochschullehrer Karl Begas dem Jüngeren war aus Marmor geschaffenes Standbild der deutschen Kaiserin Auguste-Viktoria in seiner Zeit sehr bekannt. Zudem schuf er Bismarckköpfe.
Oscar Begas arbeitet als Porträt und Historienmaler. Im Auftrag von König Friedrich Wilhelm IV. porträtierte er viele Persönlichkeiten.
Während der Maler Adalbert Begas ebenfalls Portraits malte, wurde Reinhold Begas (geboren 1831, gestorben 1911) der bekannteste Künstler aus der Begas-Dynastie. Als Bildhauer gilt er heute als Hauptvertreter der neobarocken Berliner Bildhauerschule. Seine bekannten Werke sind die Marmorgruppe Amor und Psyche aus Carrara-Marmor sowie Pan als Lehrer des Flötenspiels. Er hatte zahlreiche Aufträge zu Porträtbüsten, Denkmälern und Kleinplastiken.
Seine monumentalen Arbeiten waren charakteristisch für das preußische Berlin der Kaiserzeit. Kaiser Wilhelm II. schätzte die Arbeiten von Begas, heißt es im Heinsberger Museum und: „Er schuf die Bilderwelt des Kaiserreichs. Was wir heute an Bildern und Statuen aus der Zeit kennen – meist stammt es von ihm. Die Denkmalkultur des Wilhelminismus – das war Begas. Denn drei Kaiser gaben bei ihm Denkmäler und Monumente in Auftrag.
Nationaldenkmal und Neptunbrunnen
So schuf Reinhold Begas unter anderem das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. (1950 zerstört), leitete den Bau der „Siegesallee“ in Berlin (sie ist heute zerstört) und baute das Bismarck-Nationaldenkmal vor dem Berliner Reichstag. Reinhold Begas schuf außerdem 1886 bis 1891 den Neptunbrunnen am Berliner Stadtschloss. Heute steht er dem Berliner Rathaus.
Die von Begas geschaffenen Bismarckköpfe und die der Kaiser findet man in ganz Deutschland. Denn Kopien seiner Werke wurden überall erworben und an Plätzen aufgestellt.
Reinhold Begas, einer der bedeutendsten Künstler seiner Epoche, verschwand nach dem 2. Weltkrieg gewollt aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit. Und zwar in Ost und West. Die Bilderstürmer zerstörten zwischen 1949 und 1954 das, was Weimar Republik und die Nationalsozialisten nicht zerstören wollten. Die Kunst des Reinhold Begas passte nicht mehr in die neue Zeit, heißt es im Museum.
Werke und Geschichte hervorragend kombiniert
Das Heinsberger Begashaus, seine Leitung und Sponsoren haben es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur Werke der Begasdynastie zu zeigen – auch wollen sie an die Geschichte der Familie erinnern. Das gelingt mithilfe der ausgestellten Werke, Fotos, Nachbildungen und Schrifttafeln ausgezeichnet.
Ein Museum mit derartigem Anspruch in einer Provinzstadt zu errichten erfordert Mut. Ich hoffe, dass die Museumsbetreiber mit dem Projekt viel Zuspruch erfahren. Denn der Besuch des Begashauses ist äußerst lohnenswert. Ich jedenfalls war mehr als überrascht.
INFO
Hochstraße 21
Heinsberg
Öffnungszeiten
Dienstag – Samstag: 14.00 – 17.00 Uhr
Sonntag: 11.00 – 17.00 Uhr
Montag: geschlossen
An Feiertagen gelten gesonderte Öffnungszeiten.
Anonym says:
Interessant. Ich wusste gar nicht, dass es in meiner alten Heimat Heinsberg so ein interessantes Museum gibt