Ein Dorf wie aus einer anderen Zeit. Fast 30 Hütten sind hier aus flachen Kalksteinen ohne Mörtel gebaut. Wir sind im „Village des Bories“, dem Dorf der Steinhütten, nahe Gordes im Naturpark Luberon des Départements Vaucluse in der Provence.
Die kargen, runden oder eckigen Hütten ohne Fenster und mit niedriger Tür, wirken wie Bauten aus der Steinzeit. Doch der Eindruck täuscht. Bis vor 150 Jahren wohnten hier noch Bauern.
Allerdings waren nur fünf der Hütten Wohnhäuser. Die anderen wurden als Schafstall, Scheune, Getreidespeicher, Backhäuser, Ställe für Hühner und Schweine und als Lagerraum genutzt. Auch eine Seidenraupenzucht war im Dorf untergebracht. Einen Brunnen gab es hier nicht. Der lag rund 100 Meter von den Hütten entfernt.
Bis vor 70 Jahren hieß der Weiler noch „Les Savournins“ , später dann „Les cabanes“, so nennt man eigentliche die Hütten. Erst als man in den 1970er Jahren die Cabanes restaurierte, nannte man das neu entstandene Freilichtmuseum „Village des Bories“
Entstanden im 18. Jahrhundert
Um Gordes gab es 400 solcher „bories“. Das ist eine Bauform, die in Südfrankreich ab dem später Mittelalter genutzt wurde. Entstanden sind die Hütten bei Gordes im 18. Jahrhundert, als die Region kultiviert wurde. Die massenweise beim Anlegen der Felder ausgehobenen 10 bis 15 cm dicken Kalksteinplatten nutzt man zum Hütten- und Mauerbau.
Der Weiler bei Gordes war vermutlich von zwei Familien bewohnt. Allerdings nicht das ganze Jahr über, sondern nur in Zeiten der Feldarbeit.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Bories in Gordes aufgegeben. Entdeckt wurden sie in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts von einem Dichter mit Namen Pierre Viala. Er war fasziniert von den Bories, restaurierte sie und schuf so die Grundlage für das heutige Museum.
Die Steinhütten bei Gordes, die „Village des Bories“, sind ein interessantes Kulturgut, das zu den Eigentümlichkeiten der Provence gehört.