Die Tür führt hinaus in den Garten hinter dem Karl-Marx-Haus in Trier. Früher befand sich hier, hinter dem Geburtshaus von Karl Marx, (HIER geht es zum Beitrag über das Gebäude und die Dauerausstellung) ein Nutzgarten. 2014 entstand hier der „Karl-Marx-Themengarten“, ein interessantes Projekt: Karl Marx, seine Gedankenwelt und Landschaftsgärtnerei.
Was auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben scheint, bildet dennoch eine erstaunliche Einheit. Bei meinem Besuch im Karl-Marx-Geburtshaus traf ich die beiden „Macher“ des Themengartens, den Gartenbau-Ingenieur Sebastian Teske und den Bildenden Künstler Jan Molzberger.
„Es ist keine leichte Aufgabe einen Garten zu konzipieren, der eine sinnige Hommage darstellt, an das Leben eines so bedeutenden Menschen, wie Karl Marx es war. Aber es ist eine schöne, sehr bereichernde und inspirierende Aufgabe,“ sagen die Planer Jan Molzberger und Sebastian Teske. Den jungen Planern aus Brandenburg (Gärtnerei Teske; www.gaertnereiteske.de) stellten sich selbst die Aufgabe, einen Gartenraum zu gestalten, der die Geschichte dieses Ortes berücksichtigt und gleichzeitig einzelne Stationen und Pflanzungen beheimatet, anhand derer sich Geschichte erläutern lässt.
„Es wurde Wert darauf gelegt, eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten zu entwickeln, die eine Verbindung zwischen diesem Ort, dem neuen Garten und dem Leben und Werk von Karl Marx herstellen und dadurch Einblicke in Marx’ Verhältnis zur Natur und Naturphilosophie gewähren,“ erklärt Museumspädagogin Margret Dietzen. „Für die Umsetzung werden Nutzpflanzen wie Beerenobst und staudige Pflanzen wie Kräuter und Rhabarber verwendet, die keine jährliche Erneuerung dieses Gartenteils erfordern. In diesen Gartenteil eingebundene Weinreben am Spalier sind raumbildende Elemente, die eine Geschichte des jungen Marx aufgreifen, der während seiner Tätigkeit bei der Rheinischen Zeitung in einer Artikelreihe auf die sozioökonomischen Missstände der um Trier ansässigen Winzer aufmerksam gemacht hat“, erklären die Planer.
Ideen im Felsspaltengarten
„Einen Teil des Gartens als Nutzgarten zu konzipieren, bietet somit eine Vielzahl denkbarer Ansätze, wie Theorien von Karl Marx in Verbindung mit der Geschichte des Gartens und den Folgen der Industrialisierung für Mensch und Natur erläutert und diskutiert werden können. Nicht nur der Blick auf das Frühwerk von Karl Marx, aus dem eine Ableitung seiner späteren Theorien von einem naturverbunden Menschenbild ersichtlich wird, sondern auch Marx’ beständige Auseinandersetzung mit den neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen seiner Zeitgenossen, wie Charles Darwin, Joseph Beete Jukes oder Justus von Liebig erzählen von diesem Interesse, dass sich wie ein roter Faden durch seine Aufzeichnungen zieht. Diesem Interesse widmet sich das Herzstück der neuen Gartenanlage, der Felsspaltengarten“ erklärt Teske.
Hochkant aneinander gesetzten Gesteinsplatten imitieren Felsspalten, in denen alpine Pflanzen wachsen. Der Stein verweist hierbei auf die noch wenig beachtete umfangreiche Auseinandersetzung von Karl Marx mit der Geologie.
Zentraler Mittelpunkt dieses Gartenbereiches bildet die von Fritz Cremer geschaffene Marx Büste. Dahinter liegt der Confessions-Garten. Karl Marx schrieb in einen „Confessionsbogen“, eine Art „Poesiealbum“ seiner Tochter Jenny einen Hinweis zur Gärtnerei. Auf diesen bezieht sich dieser Gartenteil. In diesen „Confessionsbögen“ benennt Karl Marx den Strauch Daphne (Seidelbast) als seine Lieblingsblume.
Seine Frau gibt die Rose als ihre Lieblingsblume an. Tochter Jenny selbst nennt die Lilie und ihre Schwester Laura wiederum die Rose als die am meisten verehrte Blume. Auch Friedrich Engels trug sich hier ein. Die blaue Glockenblume soll seine Favoritin gewesen sein. „Eine Pflanzung in den Beeten rechts und links des Pavillons greift dies auf. Verschiedene alte Rosensorten sowie Wildrosenarten bilden das Gerüst einer umsäumenden Pflanzung mit den anderen genannten Blumen.
Die Lieblingsblume von Karl Marx
Die Lieblingsblume von Marx, den Seidelbast, allerdings sucht man vergeblich. Er kann aufgrund seiner Giftigkeit nicht in einem öffentlich zugänglichen Museumsgarten verwendet werden, zumal hier viele Schulgruppen herkommen, sagt die Museumspädagogin.
Die Pflanzen von Hampstead Heath findet man in einem anderen Bereich. An diesen Ort im Norden Londons machte Familie Marx während der Exiljahre mit Vorliebe Ausflüge. In Anlehnung an die Flora dieses Parks wurden in den umlaufenden Staudenrabatten Pflanzen wie der Blutweiderich, die Wiesenmargerite, der Gewöhnliche Moorabbiss, die Schlüsselblume und die Schwarze Flockenblume in die Bepflanzung integriert. Eine Besonderheit aus Hampstead Heath ist die im Pflanzplan für den Nutzgarten verwendete Erdkastanie, auch Knollenkümmel genannt – eine alte, fast vergessene, Nutzpflanze.