Dornum, Westeraccumersiel und Dornumersiel: drei Orte, die neben einem hübschen, alten Ortszentrum auch ein Museum und ein Siel mit Hafen und Badestrand bieten.
Es ist ruhig in Dornum. Kaum ein Mensch ist an diesem Nachmittag in den Gassen des Ortskerns zu sehen.
Manche kleine Städte kann man ja als „schlafende Schönheit“ bezeichnen. Nun, das historische Ortszentrum von Dornum ist so eine „schlafende Schönheit“.
Lage und Parkplatz
Dornum ist der zentrale Ort der Gemeinde Dornum. Der Kernort liegt etwa 20 Kilometer von der Stadt Norden entfernt. Wir sind in der Marsch.
In Dornum haben wir auf dem Parkplatz an der Kirche, gleich schräg gegenüber dem Rathaus, geparkt. Der Weg führt uns durch die schmalen Straßen und Gassen der kleinen Stadt, vorbei an hübschen kleinen Wohnhäusern.
Dornum
Knapp 5000 Einwohner hat Dornum. Erste Häuser standen hier im 9. Jahrhundert.
Eigentlich befinden wir uns hier im alten Harlingerland. Hier verlief die Grenze zu Ostfriesland. Ein Hafen wird erstmals Ende des 13. Jahrhunderts erwähnt.
Krähen am Marktplatz
Wir erreichen den Marktplatz von Dornum. Hier wurde früher gehandelt, gekauft und verkauft. Vor 40 Jahren war das hier nur ein großer Parkplatz. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde hier ein Schmuckstück geschaffen. Kleine und große Bürgerhäuser und Café umgeben den Platz.
Lautstark liegt das Krächzen von Krähen in der Luft. In Dornum gibt es eine riesige Saatkrähenkolonie. Überall in den Bäumen sieht man die Nester. 2021 soll es hier über 1000 Brutpaare gegeben haben.
Bisher scheinen alle Versuche gescheitert zu sein, die Kolonie umzusiedeln.
Die Marx-Brothers und Dornum
In Dornum wurde 1865 Minna Schönberg geboren. Ihr Vater war Bauchredner und Zauberer, ihre Mutter eine singende Harfenistin. Eine Künstlerfamilie also.
1879 wanderte die Familie nach Amerika aus. Minna, sie nannte sich jetzt Minni, heiratete später dort einen Künstler aus dem Elsass: Samuel Marx. Das Paar bekam mehrere Kinder. Ihre Söhne wurden später weltweit bekannt als die Marx-Brothers. Groucho, Chico, Harpo und Zeppo Marx.
Ihre Mutter und deren Bruder, der ebenfalls in den USA Karriere im Showgeschäft machte, hatten die Truppe ins Showgeschäft gebracht. Minni wurde die Managerin ihrer Söhne.
Das Oma-Freese-Hus
Wir kommen zum Oma-Freese-Huus, der Heimatstube Dornum. In dem Haus hat Foline Freese gewohnt. Die zog in dem kleinen Haus sechs Kindern groß. Beliebt war Foline Freese in Dornum wegen ihrer selbstgemachten Bonbons. 1962 ist sie gestorben. Man hat aus dem Haus ein Heimatmuseum gemacht und zeigt die Ausstellung „Wohnen und Werken wie zu Großmutters Zeiten“.
Enno Wilhelm Hektor-Haus
Auf dem Weg nach Schloss Dornum kommen wir am Enno Wilhelm Hektor-Haus vorbei. Hektor wurde 1820 hier geboren und ist in Dornum aufgewachsen. Er wurde später ein in Ostfriesland bekannter Schriftsteller, schrieb sozialkritische Bücher, Gedichte und Theaterstücke. Und er schrieb die Ostfriesland-Hymne „In Ostfriesland ist am besten“.
Schloss Dornum
Das weiße Tor zur Norderburg, auch Schloss Dornum genannt, erhebt sich vor uns. Ein Wasserschloss, im 14. Jahrhundert gebaut.
Im Mittelalter hatten in Dornum mehrere Häuptlingsgeschlechter ihre Burgen. Zwei von einst drei Burgen sind erhalten. Das hier ist eine davon. Sie wurde zwischenzeitlich zerstört, brannte auch mal ab. Wurde aber immer wieder aufgebaut. Die Burg wechselte mehrmals den Besitzer. Irgendwann wurde sie staatlich und seit 1951 ist in ihren Räumen eine Realschule.
Die Beningaburg
Nicht weit entfernt steht die ehemalige Beningaburg. Gebaut wurde sie im 14. Jahrhundert. Hier war ebenfalls der Sitz einer Häuptlingsfamilie. Zuletzt war die Burg allerdings ein Hotel. Das scheint aber geschlossen zu sein.
Unser Rundweg endet an der St.-Bartholomäus-Kirche. 1270 wurde sie gebaut.
Westeraccumersiel
Wir fahren weiter in 5 Kilometer entfernte Westeraccumersiel. Der Ort gehört zur Gemeinde Dornum und bildet mit dem benachbarten Ort Dornumersiel eine Dorfgemeinschaft.
Wir sind hier in der ehemaligen Dornumer Bucht. Zwischen den beiden Orten verläuft das Dornumer Tief, auch Accumer Tief genannt. Das war die Grenze zwischen Harlingerland und Ostfriesland.
Die zwei Siele
1653 wurden nebeneinander das Dornumer und das Westeraccumer Siel angelegt. Das eine lag in Ostfriesland, das andere im Harlingerland. Jeder Landesherr wollte ein eigenes Siel haben. So gab es dann zwei Siele dicht nebeneinander.
Ein Siel ist nichts anderes als ein Tunnel durch den Deich. Er lässt bei Ebbe das Wasser vom Festland ablaufen und bei Flut hält er das Meerwasser draußen. Das geschieht durch ein Tor im Tunnel.
Hier in Westeraccumersiel hat man ein Modell des ehemaligen Siels gebaut, zu erkennen an den Farben des Bodens
Zwei Durchlässe im Deich können den Deich schwächen. Zu der Erkenntnis kam man nach der Hamburger Flut von 1962. Sicherheitshalber entschied man, zukünftig soll es hier nur noch ein Siel geben. Das Dornumer Siel blieb, das Westeraccumersieler wurde abgerissen.
Der ehemalige Hafen
Hier gab es damals florierende Häfen. Der Westeraccumer Hafen existiert auch nicht mehr. Hier lagen damals die großen Segelschiffe. 1962 wurden der Westeraccumersieler Hafen, das Siel und das Westeraccumersieler Tief geopfert und abgerissen.
In den folgenden Jahren wurde die Deichlinie vorverlegt und ein neues Schöpfwerk gebaut. In dem so neu entstandenen Hafen vor dem Pumpwerk sind nun die Dornumersieler Fischerflotte und der Yachthafen untergebracht.
Heute ist auf dem ehemaligen Hafengelände ein Rettungsschuppen. Der steht hier seit 1907. Darin war früher, hier direkt am Hafen, ein Rettungsboot.
Das 2-Siele-Museum
Zurück zum Alten Hafen. Hier steht das „2-Siele-Museum“. Im Museum wird erklärt, warum es hier zwei Siele gibt.
Das Haus war früher ein Kapitänshaus. Hier hat also tatsächlich ein Kapitän gewohnt. Das Haus, errichtet um 1700, stand früher übrigens auf dem Deich. Der war nämlich mal hier, Neben der Geschichte der 2 Siele gibt es im Museum Erinnerungsstücke von Kapitänen, Gemälde und eine eingerichtete Kapitänswohnung.
Dornumersiel
Wir fahren zum Hafen von Dornumersiel. Die Kutter der Fischerflotte liegen hier. Boote für den Yachthafen werden transportiert. Ein Restaurant, Strand. Ein Küstenseebad.
Zeit, den Tag am Strand ausklingen zu lassen.