Europa Park | Was der EP-EXPRESS mit Köln zu tun hat | mit Video

Foto: Europapark

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Der Europapark in Rust: Hier fährt seit 1995 der EP-Express, eine Einschienenbahn. Sie fährt einen Rundkurs von 2,5 km Länge, ist 20 km/h schnell, verbindet den Hotelkomplex über weitere Bahnhöfe auch mit dem Haupteingang. Schauen wir uns nicht die Geschichte des Monorails im Europapark an, sondern werfen einen Blick auf die Geschichte des Monorails und beantworten die Frage: Was hat der EP-Express mit Köln und Thun in der Schweiz zu tun? Was ist ALWEG und wer sind Willy Habegger, von Roll und CWA?

  • Die Anfänge
  • Alweg in Köln und Disneyland
  • Willy Habegger aus Thun
  • von Roll aus der Schweiz
  • Wer ist CWA?
  • Woher kommt der EP-Express?
  • Warum sich Monorails nicht durchsetzen

Einschienenbahnen sind nichts Neues. Zumindest die Idee, statt zwei Schienen nur eine zu nutzen, ist schon älter. Erste Ideen stammen aus dem Jahr 1820. Ein Jahr später fuhr in England schon die erste Einschienenbahn. Der Wagen wurde von einem Pferd gezogen. In Deutschland, Algerien, Russland, den USA, Irland usw. wurden weitere Einschienenbahnen gebaut. Es gab viele Versuche und Teststrecken. Meist bleib es bei Versuchen. Weltweit gibt und gab es über 100 Monorails, die unterwegs sind und waren. Neben amerikanischen und asiatischen Städten haben nur einige Freizeitpark-, Supermarkt- und Flughafenbetreiber den Nutzen der Monorails erkannt.

Die Anfänge der Einschienenbahn

Einen Durchbruch gab um 1900. Da wurde in Wuppertal die Wuppertaler Schwebebahn gebaut. Eine Hochbahn mit hängenden Wagen. Sie ist bis heute in Betrieb.

Während es insbesondere in den USA viele unterschiedliche, aber nie zufriedenstellende Versuche gab, eine Einschienenbahn für den Massenverkehr zu entwickeln, gab es in den 50er Jahren in Deutschland einen entscheidenden und wichtigen Durchbruch. Auf Anregung eines amerikanischen Senators gründete der schwedische Multimillionär Axel Lenard Wenner-Gren 1951 in Deutschland die Firma ALWEG (der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben seines Namens zusammen). Und deren deutsche Ingenieure entwickelten auf einer Versuchsanlage eine Einschienenbahn: die ALWEG-Bahn.

ALWEG in Köln und Disneyland

Die Versuchsanlage befand sich in Köln-Fühlingen. Die Bahn fuhr auf Gummirädern auf einem schmalen Laufbalken aus Eisenbeton in eineinhalb Metern Höhe. Angetrieben wurde sie von Elektromotoren. Geplant war, dass der Monorail über 300 km/h schnell sein sollte.

Den größten Verkaufs-Erfolg hatte die ALWEG Bahn 1957. Da nämlich kaufte Walt Disney die Rechte zum Bau. Zuerst fuhr eine ALWEG Bahn ab 1959 im Disneyland/ Anaheim – sie fährt in modifizierter Form noch heute da – und später dann als Transportsystem von Hotels und Parkplätzen zum Eingang in allen Disneyparks in Florida, aber auch in Japan. Im Fall der geplanten Zukunftsstadt ECPOT, einer Idee Walt Disneys, sollten Monorails sogar das Hauptverkehrsmittel werden.

ALWEG-Bahnen fahren später auch in Turin und Seattle, da übrigens bis heute.

Mit dem Tod des schwedischen Millionärs in den 60ern endet auch die ALWEG-Bahn Geschichte. Die Patente gehen über Krupp an die japanische Firma Hitachi – und die baut heute noch Monorails nach dem ALWEG-Prinzip

Auf der Europapark-Webseite findet man beim EP Express die Herstellerbezeichnung AEG/von Roll. Was hat es damit auf sich?

Zu Beginn der 60er Jahre begann in der Schweiz ein Schlosser mit dem leicht veränderten Nachbau der Monorails nach ALWEG-Prinzip: Willy Habegger, der in Thun eine Werkstatt hatte. Habegger war auch Erfinder. Er entwickelte 1951 den Handseilzug, mit dem man schwere Lasten nur mit Muskelkraft mittels einer Klemme an einem Stahlseil hochziehen kann.
Er hatte auch einen guten Ruf als Hersteller von Seilbahnen. Die Firma baute und entwickelte über 500 Skilifte, Sessel-, Standseil- und Kabinenbahnen.

Habegger versuchte sich Ende der 50er im Bau von Einschienenbahnen, wobei er nicht am Monorail als Massenverkehrsmittel arbeitete, sondern eine leichte und langsame Bahn für Ausstellungen wollte. Er entwickelt z.B. ein Autopilotsystem für eine Mini-Monorail: das Minirail-System. Bei der Schweizer Landesausstellung Expo 1964 in Lausanne fuhr der erste „Minirail“ von Habegger, eine der Hauptattraktionen der Ausstellung. 1964 arbeitete Habegger mit einer anderen Firma aus der Schweiz zusammen. Ihr Name: Von Roll.

Die erste Habegger-Bahn ging 1966 in den Freizeitpark Blackpool Pleasure Beach in Großbritannien. Dort war sie über 1500 Meter lang. 4 Züge hatte der Monorail. 2012 wurde die Bahn verschrottet.

1965 bauten Habegger und Von Roll ein zweites Minirail-System. Das war für die Verkehrsausstellung in München gedacht. Dieses System verwendet die ersten von VON ROLL produzierten sogenannten Von Roll Mk II-Züge. Habegger wandelte die ALWEG-Bahn für seine Bedürfnisse leicht ab. Er brauchte kein Hochgeschwindigkeitssystem, er wollte einen relativ langsamen Zug für viele Besucher.

Seine Minirail hatte auch einen elektrischen Antrieb. Er wollte ruckfreies Anfahren und Beschleunigen. Wie bei ALWEG kam die Antriebskraft von unten laufenden Rädern, die auf einer Mono-Schiene liefen.

1967 baute Habegger zusammen mit einer britischen Firma eine Minirail für die Expo ’67 in Montreal. Von Habegger kamen das Fahrwerk und die automatischen Steuerungssysteme.  Die Minirail fährt übrigens heute noch dort. Das Expo-Gelände ist jetzt nämlich der Vergnügungspark La Ronde. Habegger verkaufte in den folgenden Jahren in den USA und Japan einige Monorails.

1980 ging Habegger in Insolvenz. Das Unternehmen wurde an den Konkurrenten und ehemaligen Partner Von Roll verkauft. Habegger floss in die Monorail-Sparte als „Von Roll – Habegger“ ein.

Von Roll aus der Schweiz

Die Roll Holding AG ist heute ein Schweizer Industriekonzern. Ab 1803 betrieb man Eisenwerke und Gießereien, heute ist man auf Energieerzeugung spezialisiert. 1883 stiegen die Roll’schen Eisenwerke in die Sparte Seilbahnbau ein, bauten in Eigenregie die erste öffentliche Personenluftseilbahn der Welt, bauten große Pendelbahnen. Ein Höhepunkt: 1956 baute von Roll die Gondelbahn Skyway im Disneyland in Anaheim.

Bei der EXPO 86 in der kanadischen Stadt Vancouver fuhr ein Monorail von Habegger/ von Roll. Und der ging anschließend in den Freizeitpark Alton Towers in Großbritannien, wo er einen neuen Parkplatz, er war über eineinhalb Kilometer vom Park entfernt, mit dem Eingang verband. Insgesamt war die Strecke 3200 Meter lang. Die Original-Züge fuhren dann bis 2008. Seitdem fahren dort moderne Züge. In Alton lautete die Herstellerbezeichnungen auf: Von Roll Holding AG, C.W.A.

Wer ist CWA?

Die Technik der Bahnen stammt von VON ROLL/ Habegger, die Karosserien der Züge vom Unternehmen CWA aus der Schweiz, das früher schon mit Habegger zusammenarbeitete.
CWA war 1939 als Carosserie-Werke Aarburg gegründet worden. Ab 1951 baute man im Auftrag Seilbahnkabinen im Aluminium-Leichtbau. 1965 liefert CWA die ersten Züge für das Monorail-System von Habegger. Seit 2001 gehört CWA übrigens zu einem Unternehmen, das Weltmarktführer im Seilbahnbau ist.

Zurück zu VON ROLL/ HABEGGER: 1993 wurde Von Roll / Habegger an die Westinghouse AEG mit Sitz in Pittsburgh, Pennsylvania, verkauft. Westinghouse AEG war eine Tochtergesellschaft der AEG Schienenfahrzeuge GmbH, einer Tochtergesellschaft von Daimler-Benz. Das Unternehmen stellte sogenannte „Peoplemover“ her. 1995 wurde das Unternehmen zu Adtranz. 2000 kaufte Bombardier Adtranz. Die ehemalige Monorail-Sparte Von Roll Habegger lebt bis heute in einem Teil der Bombardier Transportation-Sparte des Unternehmens – und die stellen heute z.B. die Monorails für die Disneyparks her.

Für die World Expo 88 wurde eine Von Roll MkII- Einschienenbahn gebaut, Bauherr war Von Roll-Habegger. Zusammengebaut wurde sie vor Ort von John Holland, einem der damals bekanntesten australischen Ingenieure. 2,3 Kilometer Gleis gab es, 4 Züge mit neun Wagen fuhren bei der Expo. Nach der Expo ging ein Zug und ein Teil der Fahrspur an die schon bestehende Monorail von Seaworld an der Goldküste Australiens. Von Roll und CWA bauten dann 1992 eine Monorail für die Expo 92 in Sevilla. Es war das gleiche von Roll MK 2 Modell wie in Brisbane.

Woher kommt der EP-Express?

Hier wird die Geschichte in Bezug auf den Europapark verwirrend. Denn woher stammt der EP-Express, der im EP seit 1995 fährt? Einige Quellen sagen, das seien die Züge aus Brisbane, andere meinen, sie kämen aus Sevilla. Der englische Twitter Account des Europaparks sagt dazu: Der EP-Express wurde für die EXPO 88 in Brisbane gebaut, fuhr bei der Expo92 in Sevilla und fährt seit 95 im Europapark. (EP-Express was built for Brisbane ’88 World Fair & used in Seville ’92 Expo, now, since ’95, 3 trains carry visitors around)

Tatsache ist, dass die Züge nach der Expo92 erstmal in Sevilla verblieben. Man plante auf dem Gelände einen Freizeitpark. Der entstand später, aber ohne Monorail. Die Züge wurden dann 2017 von einer spanischen Zeitung auf einem Schrottplatz entdeckt. Dort lagen sie damals bereits 10 Jahre. Laut der Zeitung waren sie nach der Expo auf einem Grundstück der Gemeinde zwischengelagert worden. 2007 habe eine spanische Firma alle Expo Wagen gekauft und geplant, sie wieder aufzubauen. Ein Jahr später war eine Bahn vollständig restauriert und wieder in Betrieb. Sie verband 2 Bereiche eines Einkaufszentrums. Die anderen Züge landeten auf dem Schrottplatz. Die Kabinen wurden also nicht vom Europapark gekauft.

Eher ist es so, dass die CWA Kabinen aus Brisbane stammen, wie auch in einer Zeitungsnotiz von 1994 vermerkt ist. Zusammengebaut wurde die Anlage demnach von den Ingenieuren des Europaparks. Ob irgendwelche technischen Anlagen aus den Zügen in Sevilla ausgebaut wurden und im EP-Express verwendet werden, kann ich nicht sagen. Das würde allerdings den Europapark-Hinweis auf Sevilla erklären.

Die Herstellerbezeichnung AEG/ von Roll weist wohl darauf hin, dass die Züge zwischen 93 und 94 gekauft wurden. Denn ab 1993 war von Roll ja an die Westinghouse AEG verkauft worden. Und ab 95 hieß man ja bereits Adtrans. Also ist es vermutlich so, dass sich AEG um das Kontroll- und Steuersystem der Anlage kümmerte, während das (vermutlich wiederaufbereitete und modernisierte) Modell ja weiterhin ein von Roll war. Also: AEG/von Roll

Warum sich Monorails nicht durchsetzen

Die Monorail ist keine Erfindung oder Entwicklung eines Unternehmens, sondern sehr vieler. Hunderte Erfinder und Unternehmen haben an Monorails gebaut, geforscht, getestet. Viele der Strecken wurden längst wieder eingestellt. Durchgesetzt hat sich die Einschienenbahn als Transportmittel weder damals noch heute. Zu stark war stets die Lobby der Gegner: Eisenbahn- und Straßenbahnbauer, U-Bahn-Hersteller und Autoindustrie.

Dabei ist der Monorail eigentlich das Verkehrsmittel gegen verstopfte Straßen, sehr leise, schnell, ist umwelt- und klimafreundlich. Freizeitparkbetreiber haben dies längst erkannt.

 

Titelfoto: Europa Park / CWA

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