Festung Wangerooge – Eine Spurensuche

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Wie alles, hat auch Wangerooge eine Geschichte. In diesem Fall die der „Festung Wangerooge“. Besonders der 25. April 1945, als die Insel bombardiert wurde, sind ein einschneidender Punkt in der Geschichte der Insel. Wir begeben uns auf Spurensuche.

Welche Spuren der Festung Wangerooge gibt es heute noch? Welche Spuren hat der Bombenangriff vom April 1945, wenige Tage vor Ende des Krieges, hinterlassen? Eine Reise über die Insel Wangerooge und in ihre Geschichte.

Die Festung Wangerooge und der 25. April 1945

Die Insel Wangerooge sollte schon im 1. Weltkrieg den Hafen Wilhelmshaven schützen. Damals vor den Schiffen aus England, im 2. Weltkrieg dann vor Flugzeugen aus Richtung England. Daher baute man die Insel mit Bunkern und Geschützen zur Festung Wangerooge aus.

Wenige Tage vor Kriegsende kamen am 25. April 1945 insgesamt 482 britische und kanadische Bomber der alliierten Luftstreitkräfte und warfen innerhalb von einer viertel Stunde rund 6000 Sprengbomben über der „Festung“ ab. Die Folge waren über 300 Tote, Soldaten, Zivilisten und Fremdarbeiter und unglaubliche Zerstörungen.

Bombentrichter neben der Inselbahn

Auf den Spuren der Festung Wangerooge beginnt am Inselbahnhof im Hafen. Wer Wangerooge besucht, steigt in die Inselbahn um ins Dorf zu kommen. Die Inselbahn fährt durch die Salzwiesen, entlang der Lagune des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Kurz vor dem Dorf sieht man sie auf der linken Seite. Löcher, gefüllt mit Wasser. Das sind Bombentrichter. Eine der Hinterlassenschaften der Bomber vom 25. April 1945.

Das Café Pudding

Einige bekannte Orte, die an die Festung Wangerooge erinnern, gibt es noch. Neben dem Flughafen gibt es am Boulevard das Café Pudding. Das war eigentlich eine Düne, darauf stand eine sogenannte Bake, ein Seezeichen. Im 2 Weltkrieg baute man einen Bunker in die Düne. Darauf wurde ein Funkmessgerät installiert. Im Innern gab es ein eine Elektroversorgungsanlage. Hier ist heute das Lager des Café Pudding untergebracht. Wo das Funkmessgerät „Freya“ stand, findet heute das Buffet des „Pudding“ statt.

Im Ort steht die heutige Inselschule. Diese Gebäude waren die sogenannte Jadekaserne, also die Kaserne auf Wangerooge.

Der Lazarettbunker und  ein Zeitzeuge (98)

Am Ortsrand steht der Lazarettbunker. Neben einem kleinen Schutzbunker, wenige Schritte entfernt, gibt es noch einen weiteren Bunker in den Dünen, der aber nicht zu sehen ist. Den Lazarettbunker, er blieb erhalten, weil er keine militärischen, sondern zivile Funktion, hatte, kann man betreten. Mehrmals in der Woche führt Hans-Jürgen Jürgens durch den kleinen Sanitätsbunker.

Jetzt, im Sommer 2024, ist Hans-Jürgen Jürgens 98 Jahre alt. Man nennt ihn den Inselchronisten. Er hat ein mehrbändiges Werk über die Geschichte von Wangerooge geschrieben. Und er hat, als Zeitzeuge, versucht die Geschichte der Festung Wangerooge aufzuarbeiten. Dabei ist ein Buch entstanden. „Zeugnisse aus unheilvoller Zeit“. Das Buch hat etliche Auflagen. Er verbindet seine Führung mit Ausflügen in die Geschichte, der Festung und des Krieges.

Der Sanitätsbunker liegt abseits der Straße. Ein schmaler Fußweg führt dorthin. Die Tarnung des Bunkers kann man gut sehen. Der Bunker ist nicht allzu groß. Man sollte keine allzu großen Erwartungen bei der Besichtigung haben.

Hans-Jürgen Jürgens erzählt, wie hier 1945 fast 100 Bunker die Festung Wangerooge bildeten. Bunker, die in den Monaten nach Kriegsende von der kanadischen Armee gesprengt wurden. Alles Militärische wurde zerstört. 30 Jahre lang haben die Trümmer auf den Insel gelegen. Während eines Manövers der Bundeswehr, erzählt Jürgens, sind die Trümmer dann von den Soldaten unter den Dünen vergraben worden. Und dort liegen sie bis heute.

Wir verlassen das Dorf Wangerooge und gehen Richtung Weststrand.

Der Ehrenfriedhof in den Dünen

An jenem 25. April kamen über 300 Soldaten, Zivilisten und Fremdarbeiter ums Leben. Die Zwangsarbeiter kamen aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Marokko und Polen. Sie durften während des Bombenangriffs nicht in Bunkern Schutz suchen. Auch einige der Flugzeuge stützten ab. Überall auf der Insel gab es die Gräber der Opfer. 1951 schuf der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in den Dünen einen Ehrenfriedhof. 283 Tote wurden hier zusammen gebettet.

 

Wenige Kreuze und viele Steine mit den Namen der Toten erinnern bis heute an diese Opfer. Auf einigen Steinen steht „Unbekannt“. Eine gepflegte Anlage mit kurzer Erklärung auf einer Infotafel.

Ehrenmal Hartmannsstand

Etwas außerhalb des Dorfes gibt es ein weiteres Kriegsgrab. Ein hohes Kreuz, das auf einer Düne steht, markiert die Stelle. Hier stand der Befehlsbunker des Inselkommandanten. Von hier wurde die Abwehr koordiniert. Eine Bombe traf damals den Bunker. Es war ein Volltreffer. Im Bunker starben 20 Soldaten und Marinehelferinnen. Man konnte ihre Überreste nicht aus dem völlig zerstörten Bunker bergen. Er wurde versiegelt und zum Kriegsgrab erklärt. Das. „Ehrenmal Hartmannsstand“

Ein schmaler Weg führt dorthin. Wir steigen die Stufen einer Treppe an der Düne hoch. Ein Zaun und davor eine Betonplatte. Die Decke des ehemaligen Bunkers. Eine große Tafel darüber nennt die Namen der Toten.

Das Ehrenmal im Dorf

Wir gehen zurück ins Dorf. Nahe der Kirche gibt es im Dorfzentrum einen weiteren Ort der Erinnerung. Der Dorfplatz mit dem Ehrenmal für die Toten des 1. und 2. Weltkrieges. Hier sind die Namen der Toten von Wangerooge aus dem 1. und 2. Weltkrieg und auch die Namen der Opfer des 25. April verewigt.

Die Spuren der Festung Wangerooge. Nur noch wenige Bauten erinnern an sie. Umso mehr aber die Gräber, die wir sahen. Sie sind Erinnerung und Mahnung zugleich.

Das anderswohin-Video über die „Festung Wangerooge“

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