Das Grab von Friedrich Nietzsche finden wir in Röcken. Das ist ein kleines Dorf nahe der Stadt Lützen. Friedrich Nietzsche, einer der bekanntesten deutschen Philosophen, wurde hier auch geboren und wuchs indem Dorf auf.
Wir sind in Röcken, etwa 20 Kilometer von Leipzig entfernt. Das Dorf liegt an der Straße zwischen Lützen und Weißenfels. Knapp 600 Einwohner hat das Dorf, das bis 2009 eine selbstständige Gemeinde war und heute ein Stadtteil von Lützen ist.
Die Kirche ist schnell gefunden; geparkt haben wir an der Straße. Der Weg zur „Nietzsche-Gedenkstätte ist ausgeschildert. Vor uns steht die Kirche von Röcken. Die Dorfkirche wurde im 12. Jahrhundert gebaut und ist mit ihrem Wehrturm eine der ältesten Kirchen der Region um Lützen.
Nietzsche als Kind: Pfarrhaus und Kirche in Röcken
Es ist dunkel in der Kirche. Zwei Epitaphien aus dem 17. Jahrhundert an den Wänden zeigen die letzten Ritter von Kratzsch. Hier, in dieser Kirche wurde Friedrich Nietzsche getauft. Das war 1844. Sein Vater war zwischen 1842 und 1849 der Pfarrer in Röcken. Dann zog Carl Ludwig Nietzsche mit seiner Familie nach Naumburg.
In Röcken hat Friedrich Nietzsche die ersten Jahre seiner Kindheit verbracht und auch, durch seinen Vater, die erste Berührung mit der von ihm dann kritisierten Kirche und dem Christentum gehabt.
Wir verlassen die Kirche und sehen das Pfarrhaus. Hier wurde Friedrich Nietzsche geboren. Heute gibt es im Innern eine Ausstellung zum Leben des Philosophen. Es geht um seine Kindheit, sein Verhältnis zum Christentum und die Geschichte seines Grabes.
Das Kunstwerk am Grab
Neben der Kirche steht ein Kunstwerk. „Röckener Bacchanal“. Es zeigt in lebensgroßen Figuren dreimal Friedrich Nietzsche an seinem eigenen Grab. Eine Skulpturengruppe in Weiß, 2000 hier aufgestellt. Die Figuren zeigen einmal Nietzsche mit seiner Mutter Franziska Nietzsche (eine Darstellung, die sich auf ein existierendes Foto von Mutter und Sohn bezieht) und zweimal Nietzsche an seinem Grab stehend. Diese Darstellung bezieht sich auf einen Traum Nietzsches, den er einmal in einem Brief schilderte.
Nietzsche sind wir in der Region Saale-Unstrut schon einmal begegnet. Das war in Naumburg. In der Altstadt nämlich steht das Wohnhaus, in dem er von 1890 bis 1897 lebte. Damals wurde das Haus verkauft, denn seine Mutter war verstorben und er selbst schon krank. Er wurde von seiner Schwester in Weimar gepflegt. Er lebte bereits in geistiger Umnachtung und starb im Jahr 1900, im Alter von 55 Jahren. Er wurde dann hier in Röcken beigesetzt. Allerdings nicht unter der Grabplatte mit den drei Figuren des Friedrich Nietzsche. Die ist Fake, ein Kunstwerk.
Am Grab des Philosophen und seiner Familie
Das Grab des Philosophen finden wir an der Außenwand der Kirche, nur ein paar Meter von seinem Geburtshaus entfernt. Sein Grab gehört zu einer Familiengruft. Seine Eltern Carl Ludwig und Franziska Nietzsche wurden ebenfalls hier beigesetzt, ebenso sein Bruder Ludwig Joseph Nietzsche und seine Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche. Sie hatte Friedrich Nietzsche bis zu seinem Tod gepflegt und verwaltete seinen Nachlass. Zudem war sie Gründerin und Leiterin des Weimarer „Nietzsche-Archivs“. In diesen Funktionen nahm sie Einfluss auf die Deutung des philosophischen Werkes ihres Bruders, um dem damaligen Zeitgeist zu entsprechen.
In Nietzsches Werk kann man vieles hineininterpretieren. Seine Schwester und ihre Arbeit sind umstritten. Ihre Deutung des Werkes ist ein Grund, warum man Nietzsches Werk heute vorsichtig liest.