Glanum | Wo Kelten, Griechen und Römer eine Stadt bauten

Teilen

Diese Stadt wurde von mehreren Völkern gebaut: Glanum. Kelten, Römer und Griechen schufen hier, 20 Kilometer südlich von Avignon nahe der Stadt Saint-Rémy-de-Provence gelegen, eine der heute interessantesten Ausgrabungsstätten in Frankreich.

Wir sind am Rand der kargen und stark zerklüfteten Bergkette der Alpilles. Der Parkplatz an der D5 bietet bereits den Blick auf zwei architektonische Höhepunkte, die außerhalb des Ausgrabungsgeländes stehen: Les Antiques, ein Triumphbogen und daneben ein römisches Mausoleum.

Der Triumphbogen, fast neuen Meter hoch, wurde unter dem römischen Kaiser Augustus errichtet. In Stein gemeißelt erkennt man die Abbildungen, römischer Soldaten, die gallische Gefangene in Ketten abführen.

Gleich daneben steht ein 18 Meter hohes Mausoleum, der Rest einer Nekropole am Stadtrand. 40 vor Christus wurde es von drei Brüdern zur Erinnerung an ihre Eltern errichten.

Das Ausgrabungsgelände ist ein Wirrwarr von Straßen, Gassen, Plätzen, Mauern und Ruinen. Mithilfe von Schautafeln kann man versuchen, sich zu orientieren.

Der Altar des Keltengottes

Gegründet wurde Glanum im 3. Jahrhundert vor Christus. Das keltische Volk der Salluvier baute hier eine Festung. Mittelpunkt des keltischen Oppidums war ein Altar für den Keltengott Glanis an einer Heilquelle. Wenige Stufen führen in den Fels hinab, dort wo die Kelten wohl ihrem Gott huldigten.

Hundert Jahre später siedelten sich hier Griechen an, die von ihrer Siedlung im heutigen Marseille die Rhone hinauf wanderten. Die Griechen schufen Glanum ein Handelszentrum, das dann im 1. Jahrhundert vor Christus von den Römern besiedelt wurde.

Der keltische Schrein an der Quelle blieb bestehen und die griechische Agora wurde zum römischen Forum. Die Römer bauten Glanum zur römischen Stadt um. Thermen, Tempel, Triumphbogen, Kanalisation und Monumentalgebäude entstanden.

Nach 200 Jahren der Blüte zerstörten Alemannen im Zuge der Völkerwanderung die Stadt. Die Einwohner Glanums zogen fort und gründeten das heutige Saint-Rémy-de-Provence.

Ausgrabungen in Glanum

Doch die Ruinen von Glanum blieben. Im 16. Jahrhundert kam der französische König Karl IX. als vielleicht erster Tourist zur Besichtigung, im 17. und 18. Jahrhundert grub man nach Münzen und ab 1921 wurde Glanum ausgegraben.

Unter der heißen Sonne stolpern wir auf römischen Steinstraßen, versuchen zwischen Mauerresten die Stadt vor unseren Augen wieder erstehen zu lassen.

Zwischen den Resten der Thermenanlage aus Marmor, gebaut um 50 vor Christus, Wohnhäusern aus griechischer und römischer Zeit und dem römischen Forum entdecken wir die Heilquelle. Eine Grabanlage markiert den Eingang zum Heiligtum, daneben stehen die Reste eines Tempels. Hier führen die Stufen einer Treppe, die schon Kelten nutzen, hinab zur Quelle.

Entlang der Straßen und Gassen entdecken wir die Agora, weitere kleine Tempel und die Reste des Theaters von Glanum.

Vor der zerklüftete Bergkette der Alpilles suchen wir zwischen Mauern den Schatten eines Baumes auf. Vor unseren Augen entstehen die Gebäude neu, Römer in Rüstung und griechische Händler bevölkern die Gassen und dazwischen zieht eine Gruppe keltischer Krieger Richtung Quelle. Glanum scheint in unseren Gedanken zum Leben erwacht.

Teilen

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may use these HTML tags and attributes:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>