Das gewaltige Gradierwerk aus Holz und Schwarzdornreisig ist über 300 Meter lang und 20 Meter hoch. In Bad Kösen steht eines der beeindruckendsten Bauwerke der Region Saale-Unstrut.
Der Kurpark von Bad Kösen an der Saale. Hier erwartet uns das beeindruckende Gradierwerk, 1770 gebaut.
Früher diente das Gradierwerk zur Vorbereitung des Salzsiedens. 1859 wurde die Salzproduktion eingestellt. Seitdem können Kurgäste die über Dorngestrüpp tropfende Sole inhalieren. 320 Meter lang und fast 20 Meter hoch ist das Bauwerk. Gewaltig sieht es aus, besteht aus Baumstämmen und Schwarzdornreisig. Darüber rieselt fünfprozentige Sole. Das Salzwasser verdunstet. Jetzt tief einatmen. Ja, die Luft schmeckt nach Seeluft.
Das doppelte Gestänge in Bad Kösen
Damit die Sole hier rieseln kann, gibt es in Bad Kösen ein heute in Europa einmaliges Bauwerk. Um den Anfang zu sehen, muss man ans Ufer der Saale gehen. Die Anlage nimmt ihren Anfang knapp 200 Meter von hier entfernt.
Am Ufer der Saale steht Radhaus mit Wasserrad. Das Radhaus wurde Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut. Mithilfe der Wasserkraft wird hier ein Wasserrad in Bewegung gesetzt. Die Kraft wird jetzt auf ein sogenanntes Doppelfeldgestänge übertragen. Das führt zu Hin- und Herbewegungen der Holzstangen. Dieses sogenannte Feldgestänge ist als Doppelfeldgestänge einmalig in Europa.
Dieses doppelte Gestänge überträgt nun die Kraft über 180 Meter. Das Holz knarrt in der Bewegung. Das ist der Sound alter Technik. Wir folgen dem Gestänge Richtung Gradierwerk.
Eine Erfindung von Johann Borlach
Johann Borlach hat 1731-1735 hier in Bad Kösen einen Soleschacht auf 175 m abgeteuft. Da kommt das Salz also her. Darum heißt er auch „Borlachschacht“. Borlach war Geologe und kurfürstlich-sächsischer Bergrat. Insgesamt drei Salinen hat er gegründet. Und Borlach hat auch das Feldgestänge hier bauen lassen.
Hier im Schachtturm wurden die horizontalen Bewegungen des Gestänges in eine vertikale umwandelt. 16 Kolbenpumpen (die werden heute allerdings elektrisch betrieben) hoben die Sole hoch bis in den Schachtturm, von wo sie in die unteren Becken des Gradierwerks floss. An einem Kunstkreuz im Schacht ist ein sogenanntes Gabelschwinggestänge angeschlossen. Das übertrug die Kraft zum Gradierwerk. Das Bauwerk steht von hier aus 138 Meter entfernt. Die Sole wurde dort mithilfe von Kolbensaugpumpen aus dem unteren Becken auf das 20 m hohe Gradierwerk gehoben.
Was macht das Gradierwerk an der Saale?
Wozu war das Gradierwerk da? Man erhöhte hier, die Salzkonzentration der Sole. Die 5%ige Sole tropfte am Reisig runter. Durch Wind und Sonne verdunstete ein Teil des Wassers. Jetzt war es 8-prozentige Sole.
Am Fuße der Anlage wurde die Sole aufgefangen. Dann pumpte man sie nochmal hoch, damit sie ein zweites Mal über den Reisig heruntertropfte und mehr Wasser verdunsten konnte.
Der Weg zu Wasserrad und dann dem knarrenden Gestänge folgen lohnt. Der Anblick ist grandios. Das Gradierwerk selbst ist überwältigend. Etwa auf halbem Weg gibt es einen Durchgang. Auf der anderen Seite stehen Bänke und bieten einen wunderbaren Ausblick und Ruhe.
Parken ist übrigens in Bad Kösen unproblematisch. So kann man zum Beispiel direkt an der Straße neben dem Gradierwerk das Auto abstellen und die Zeit auch zu einem Spaziergang durch den Park nutzen.