Maillane | Am Grab des provenzalischen Dichters Frédéric Mistral | Provence

Teilen

Das Dorf Maillane, etwa 20 Kilometer südlich von Avignon, besucht man als Tourist vor allem wegen Frédéric Mistral, einem der bekanntesten provenzalischen Dichter.

Hier, nahe der der Bergkette der Alpilles, finden wir Hügel mit Olivenbäumen und Zypressen. An den Straßen werfen Platanen Schatten. Uns umschwirrt das laute Zirpen der Zikaden.

Inmitten der Postkartenidylle der Provence kommen wir im 3000 Einwohner Ort Maillane an. Ein Dorf, in dem provenzalisch Traditionen noch etwas gelten.

Enge Straßen, Steinhäuser mit alten Türen, die Fenster mit Blumen geschmückt, so zeigt sich das Midi-Dorf Maillane. Unser Weg führt vorbei an Häusern, an denen die Sonne das Grün der Fensterläden hat verblassen lassen. Dann stehen wir vor dem heutigen Mistral-Museum.

Wer war Frédéric Mistral?

Die Ausstellung im ehemaligen Wohnhaus des Dichters sei jedem empfohlen, der sich näher mit der Provence und ihrer Kultur beschäftigen will. Denn Frédéric Mistral ist der für die Provence wohl bedeutendste Schriftsteller.

Mistral wurde 1830 in Maillane geboren, lebte in dem Dorf und starb dort 1914. Mit 25 Jahren gründete er die sogenannte Félibrige-Bewegung. Gemeinsam mit anderen Schriftstellern wollte er eine Wiederbelebung und den Erhalt der provenzalischen Sprache in der Literatur. Am Ende allerdings scheiterte dieser Versuch, ebenso wie der politische Wunsch nach einer südfranzösischen Autonomie.

Doch Mistral hinterließ bedeutende Werke der Literatur. 1860 schrieb er Mirèio (Mireille), einen Versepos in zwölf Gesängen. Es ist die Geschichte eines Mädchens aus der Provence, das für seine Liebe zu einem armen Korbflechter kämpft. Sie geht auf eine Wanderschaft, um dort göttliche Unterstützung zu finden.

Weitere Hinterlassenschaften sind unter anderem das Heldenepos Calendau (Calendal), ein Wörterbuch der provenzalischen Sprache und das „Rhonelied“. Eine Arbeit, die 1904 mit dem Nobelpreis für Literatur belohnt wurde. Mit dem Preisgeld gründete Mistral das ethnografische Museum Arlaten in Arles.

Das Museum im Wohnhaus

Vieles in Maillane erinnert an Mistral, dessen Arbeit großen Einfluss auf die Kultur der Provence hat. Da ist sein Lieblingscafé, dort – etwas abgelegen – sein Geburtshaus. Hier hat er mit seiner Mutter gelebt, dort später mit seiner Frau.

In diesem Wohnhaus wurde das Museum eingerichtet. Erst kürzlich renoviert, findet man hier Objekte aus Mistrals Leben. Mobiliar, Bücher und Fotografien halten die Erinnerung lebendig. Natürlich sind seine Werke in provenzalischer Sprache. Selbst wenn man der französischen Sprache mächtig ist, hier kann man scheitern. Dennoch lohnt die Beschäftigung mit diesem Thema.

An Mistrals Grabstätte

Wenig entfernt vom Wohnhaus liegt auf dem Friedhof seine Grabstätte. Sie ist auffallend gestaltet und leicht zu finden. Das Grabmal ist Nachbildung des Mausoleums von Königin Jeanne. Die Königin lebte, von Troubadouren umschwärmt, im 15. Jahrhundert in der nahen Burg von Les Beaux.

Königin Jeanne wurde in einem Renaissance-Pavillon bestattet. Dieses Grabmal hatte Mistral in einem gefeierten Gedicht beschrieben. Darum wurde Mistral in einer Nachbildung dieses Pavillons bestattete. Ein Plan, der übrigens von Mistral selbst stammte.

Traditionen finden in Maillane viel Raum. Zu Feiern, bei denen Mistral an seinem Grab geehrt wird, sind Frauen in traditioneller Tracht dabei. Diese kann man auch an Sonntagen in der Kirche und bei Dorffesten sehen.

Wenn der Caretto ramado durchs Dorf rast

Wir waren bei Fest des Heiligen Eli­gius dabei. „Saint Éloi“ nennen die Franzosen den Heiligen Eligius. Neben Sankt Martin und Nikolaus zählte er zu den populärsten Heiligen des Mittelalters.

Am Festtag rennen nachmittags 20 geschmückte, schwere Ackergäule, die einen zweirädrigen Karren ziehen durch den Ort. Der Karren, man nennt ihn „Caretto ramado“, ist mit Büschen beladen. Jedes der Pferde wird von einem Mann begleitet, der es im Laufschritt durch die Straßen führt. Es wirkt wie ein Wettlauf. Dazu wird Musik gespielt. Das ganze Dorf scheint auf den Beinen. Am Abend wird dann gefeiert.

Ein anderswohin-Video vom Saint Éloi-Fest in Maillane (2007)

Eine Prozession gibt es ebenfalls. Ein Geistlicher, begleitet vom Tross der Messdiener, führt die Prozession an, bei der die Statue des Heiligen durch den Ort getragen wird.

Wir verlassen Maillane. Die Sonne brennt heiß. Zikaden zirpen. Mistral hat hier seinen Lieblingsort gefunden. Maillane. Kann die Provence irgendwo schöner sein?

Teilen

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may use these HTML tags and attributes:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>