Der Merseburger Dom gilt als eine der bedeutendsten Kathedralen in Deutschland. Der Dombesuch ist einer der Höhepunkte bei einer Kulturreise durch die an kulturellen Sehenswürdigkeiten deutscher Geschichte nicht armen Region Saale-Unstrut.
Der Merseburger Dom, ein Ort mit Geschichte: Der Dom war der Lieblingsort des Kaiserpaars Heinrich II. und Kunigunde. Der Grundstein des Doms wurde von bekanntesten Chronisten des Mittelalters, Bischof Thietmar von Merseburg, gelegt. Die Ladegast-Orgel gehört zu den größten und wohl klangschönsten romantischen Orgeln in Deutschland. In der sehenswerten Schatzkammer findet man das Faksimile der Merseburger Zaubersprüche, der einzigen in Deutschland erhaltenen heidnischen Beschwörungsformeln, die vor über 1000 Jahren aufgeschrieben und hier im Dom gefunden wurde.
Ein Bauwerk, begonnen in ottonischer Zeit
Durch den Seiteneingang betritt der Besucher den Dom, der St. Johannes und St. Laurentius geweiht wurde heute eine evangelische Kirche. Eine dreischiffige Basilika mit einer Länge von 75 Metern. Wir sind nun in einem der ältesten teilweise erhaltenen ottonischen Bauwerke in Mitteldeutschland. Die Hallenkrypta, die Stümpfe der Westtürme, Querhausapsis und Querhausmauerwerk nämlich wurden in ottonischer Zeit errichtet. Um 1230 wurde die Kathedrale im spätromanischen Stil erneuert. Um 1510 wurde das spätgotische Langhaus gebaut.
Wir sind in der Vorhalle. Bischof Thietmar von Merseburg hatte 1015 den Grundstein für den neuen Dom gelegt. Bei der Weihe waren übrigens Heinrich und Kunigunde dabei. Diese Vorhalle hier wurde im 13. Jahrhundert gebaut.
Die Geschichte des Doms begann aber bereits fast 50 Jahre früher. 968 gründete Otto I., also Otto der Große, einige Jahre nach der Schlacht auf dem Lechfeld das Bistum Merseburg, das er gemäß seinem Gelübde dem Heiligen Laurentius weihte. Der Bau des Doms begann. Zwar wurde das Bistum 981 wieder aufgelöst, doch 1004 durch Kaiser Heinrich II. neu begründet.
Unter der Orgel
Durch die Rückwand der Orgel betreten wir das Kirchenschiff. Zwei Grabmale sind zu sehen. Das des. Ritters Hermann von Hagen aus dem 13. Jahrhundert (man vermutet, dass die Figur von dem Künstler hergestellt wurde, der auch die Stifterfiguren im Naumburger Dom schuf) und Grabmal des Bischofs Sigismund von Lindenau, 1515 gestorben.
Unter der Orgelempore hängen sogenannte Schrankenreliefs. Sie gehörten ursprünglich zu dem Bischofsgrab in der Vorhalle und zeigen die wichigsten Heiligen des Doms:
Johannes der Täufer mit dem Lamm, der heilige Romanus, Papst Sixtus mit einem Geldbeutel in der Hand, Kaiser Heinrich II mit dem Dommodell, der heilige Maximus mit einem Buch und einer Feder und der heilige Laurentius, der auf einem Rost verbrannt wurde. Darum er ein Rost in der Hand.
Wir stehen im Mittelschiff. Oben sieht man ein sogenanntes Netzgewölbe aus der Zeit Thilo von Trothas. 30 Altäre soll es in dieser Kirche im Mittelalter gegeben haben. von hier unten sehen wir die Ladegast-Orgel, eine der größten und bedeutendsten romantischen Orgeln in Deutschland. Schon Franz Liszt hat darauf gespielt.
Wo Martin Luther predigte
Nahe dem Altar steht die Kanzel. Wunderbar gestaltet mit Ästen und Wurzeln ist der Kanzelfuß. Äste und Wurzeln. Es folgen Putten, darauf die Kanzel. Sie stammt von 1520. Auf dieser Kanzel wurde Geschichte geschrieben. Denn das ist die Kanzel, von der Martin Luther 1545 dreimal predigte. Eine Schrifttafel erinnert an dieses Ereignis.
Der Hochaltar im Chor stammt aus der Barockzeit. Die Gemälde des Altars zeigen die Abendmahlszene und die Kreuzigungsszene. Neben dem Kreuz kniet das Grafenpaar, dass den Altar stiftete.
Neben dem Altarraum geht es in die Bischofskapelle. Wir sehen Grabplatte des Bischofs Thietma, der 1018 starb. Er legte den Grundstein des Doms. Und wir finden hier Thilo von Trota, der für den Merseburger Dom große Bedeutung hat. Die Wand hinter seiner Tumba, also seinem Grab, ist eine Chorschranke. Sie trennt den Raum hier, die Grabkapelle des Bischofs, vom Chor. Die Figuren auf der Wand, das sind die 43 Merseburger Bischöfe. Vor der Wand steht die Tumba, das Grab Thilos. Sein Grabmonument hatte er sich bereits zu seinen Lebzeiten anfertigen lassen.
An der Wand hängt das Epitaph des Bischofs, also seine Grabplatte. Es zeigt ein Porträt des Bischofs, den Gnadenstuhl und Thilos Wappen. Unten links sieht man einen Raben mit einem Ring im Schnabel. (Zur Bedeutung des Raben bitte HIER lesen).
In der Krypta
Eine Treppe führt in die Krypta. Hier gibt es einen kleinen Raum im hinteren Bereich. Wenn man hereingeht, sieht man eine segnende Hand. Hier war früher der Eingang zur Krypta und wer in die Krypta betrat, ging unter der segnenden Hand durch.
Durch eine Glastür kann man in die Fürstengruft sehen. Seit 1654 wurden hier die Angehörigen des Hauses Sachsen-Merseburg bestattet. 37 Zinnsärge stehen hier.
Die Treppe hoch und man steht in der Taufkapelle. Ein barockes Portal ziert die Wand. Über der Tür sitzt eine seifenblasende Putte auf einer Kugel. Die Vergänglichkeit des Lebens kann man auch so darstellen.
Das Grabmal eines deutschen Königs
Im Altarraum findet man das Grabmal von Rudolf von Rheinfelden. Eigentlich war er ein deutscher König. Rudolf von Rheinfelden war Herzog von Schwaben. Heinrich IV. lag zu der Zeit im Investiturstreit mit Papst Gregor VII. und musst den Gang nach Canossa antreten. In der Zeit ernannten die Fürsten einen neuen König. Dieser Gegenkönig war Rudolf von Rheinfelden. Heinrich ließ sich das nicht gefallen. Es kam zur Schlacht. Rudolf verlor. Auch seine rechte Hand blieb auf dem Schlachtfeld. Die Hand ist übrigens in der Domschatzkammer zu sehen.
Die Merseburger Zaubersprüche
Durch eine Seitentür geht es in den Kreuzgang. Der ist schon im 11. Jahrhundert gebaut worden. Er hat jetzt nur noch drei Flügel statt vier. Hier ist der Eingang zur Domschatzkammer, in der neben den Schätzen aus dem Dom, auch Kopien der Blätter ausgestellt sind, die man als Merseburger Zaubersprüche bezeichnet.
1841 gefunden sind das zwei althochdeutsche Sprüche. Einer ist ein Zauberspruch zur Befreiung Gefangener und der andere ein Zauberspruch gegen Fußverrenkung. Die Sprüche wurden im 9. Jahrhundert von einem Mönch aufgeschrieben. Das ist also einer der wenigen auf Althochdeutsch überlieferten Texte.
Der Dombesuch endet für uns im Domgarten. Wir schauen herunter auf die Saale. Der Fluss fließt ruhig am Dom vorbei. Ein beeindruckendes Bauwerk mit interessanten Geschichten und Geschichte.