Unser Ziel heißt Ochtersum. Eine Gemeinde in Ostfriesland, die einiges sehenswertes zu bieten hat: eine der ältesten Kirchen in Ostfriesland, einen „Leuchtturm“ (vier Kilometer vom Meer entfernt) und einen Berg, genannt „Ochtersumer Alpen“.
Wie sieht Ostfriesland hinterm Deich aus? Einige Kilometer von der Nordseeküste entfernt soll es bezaubernde kleine Orte und eine hübsche, ruhig gelegene Landschaft geben. Also weg von der Hektik in den Küstenorten. Heute heißt es für uns: Mal weg vom Deich.
Die Lage
Ochtersum besteht aus den Ortsteilen Barkholt, Ostochtersum und Westochtersum.. Die Samtgemeinde heißt Holtriem. Wir sind nur wenige Kilometer vom Fährhafen Bensersiel und der Kleinstadt Esens entfernt.
Eine der ältesten Kirchen in Ostfriesland
In Westochtersum wollen wir zur St. Materniani-Kirche. Irgendwo habe ich gelesen, dass die Kirche auf einer Warft, also einem künstlichen Hügel, steht. Denn vor der Eindeichung konnte bei Flut das Wasser bis zur Kirche kommen. Na ja, das sind heute immerhin rund 6 Kilometer von hier bis zur Küste.
Die Kirche wurde Ende des 13. Jahrhunderts gebaut, ist also eine der ältesten Kirchen in Ostfriesland. Immerhin ist die Kirche 36 Meter lang. Hier gab es einmal 2 Eingangsportale. Eines an der Südseite und ein Portal in der Nordwand.
16 Meter vom Kirchenschiff entfernt steht der Glockenturm. Im Erdgeschoss liegt die sogenannte Läutestube. Das jetzt verschlossene Tor im Turm war ursprünglich ein eindrucksvoller Tordurchgang zu Friedhof und Kirche. Von 1680 bis 1831 war hier im Untergeschoss des Glockenturms übrigens die Dorfschule untergebracht.
Ein Leuchtturm, weit weg von der Küste?
Wenig entfernt, an der Esenser Straße wir ein Gebäude, das sieht aus wie ein Leuchtturm. Aber ein Leuchtturm, 6 Kilometer von der Küste entfernt? Vielleicht, weil im Mittelalter die Flut bis hierherkam? Nein, weit gefehlt. Der weiße Turm ist eine ehemalige Windmühle.
Früher stand an dieser Stelle eine Bockwindmühle. 1911 wurde an ihrer Stelle eine Turmwindmühle gebaut. Man nutzte zum Bau Klinkersteine. Sie dürfte eine der ersten Turmwindmühlen in Ostfriesland gewesen sein. Was jetzt fehlt, ist der obere Teil einer Mühle.
Nun, die Mühle hatte viele Besitzer. Irgendwann wurde der obere Teil abgebrochen und nur noch der Rumpf der Ochtersumer Mühle blieb übrig. Vor etwa 40 Jahren kaufte ein Paar die Mühle und wollte hier ein Café eröffnen. Die neuen Besitzer strichen den Turm weinrot mit gelben Kringeln. Vermutlich kommt daher der Name „Ochtersumer Leuchtturm“, den wir mehrmals hörten..
Nach Protesten der Einwohner gegen die Farbgebung wurde der Turm wieder weiß gestrichen. Erst 1995 wurde die ehemalige Windmühle dann richtig saniert und bekam dann auch die heute zu sehenden Aufbauten.
Die „Ochtersumer Alpen“
Ostfriesland ist flach? Nicht in Ochtersum. Im Ortsteil Barholt liegt der Barkholter Berg, angeblich von Einheimischen auch die „Ochtersumer Alpen“ genannt.
In einer Zeitung habe ich gelesen, das sei ein Hünengrab. Das bezweifele ich allerdings.
Also, keine Ahnung, warum es hier den – ich denke mal 4 Meter hohen kleinen Hügel – gibt. Er ist eine prima Aussichtsplattform im ansonsten flachen Ostfriesland.
Eine lokale Legende sagt, hier wohnen die sogenannten „Unterirdischen“ oder „Eerdmanntjes“. Und das sei ihr Königspalast.
Der Barkholter Berg ist jedenfalls eine kleine Attraktion in der Samtgemeinde Holtriem. Diese Sehenswürdigkeiten werden jetzt herausgestellt, so der Plan. Immerhin gibt es am Barkholter Berg bereits eine Bank, einen Parkplatz und ein Schild. Hier kann man sich per QR-Code auf dem Mobiltelefon etwas über den Berg erzählen lassen kann.
Das anderswohin-Video über Ochtersum
Es wird Abend. Es ist ruhig hier und friedlich. Nur die roten Lichter der Windräder blinken stumm in die Nacht. Wir haben den Tag im „unbekannten Ostfriesland“ hinter dem Deich genossen. Eine schöne, sehenswerte Region.