Mit dem „Alten Fritz“ durch Potsdam

Bei einer Bustour mit dem "Alten Fritz" kann man Potsdam und seine Sehenswürdigkeiten kennen lernen

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Nele begrüßt die knapp 40 Gäste im „Alten Fritz“. Wir wollen hier in Potsdam zur „Verbotenen Stadt“. Der grüne Bus mit dem Faltdach, das man bei Sonnenschein aufklappen kann, und dem Mercedesstern vorne, wird heute von Frank gefahren. „Schlösserrundfahrt“ heißt die Tour, die am Vormittag beginnt und uns zu den Potsdamer Sehenswürdigkeiten bringen wird.

Frank startet den Motor. Über drei Stunden werden wir unterwegs sein. Mit dem Bus und auch zu Fuß. Die Schlösserrundfahrt kann beginnen. Wie erkundet man eine Stadt, die man noch nicht kennt? Am besten bei einer Stadtführung oder (wenn der Ort größer ist) per Stadtrundfahrt. In Potsdam bietet sich letzteres an, wenn man auch einige der nicht wenigen Schlösser sehen will. Denn einige liegen doch etwas weiter entfernt vom Stadtzentrum. Die Wahl einer „Schlösserrundfahrt“ fiel auf die Tour „Alter Fritz“. Denn hier, so verspricht man, gibt es außer der Busfahrt auch „geführte Spaziergänge“.

Mit dem „Alten Fritz“ zu den Schlössern

Langsam rollt der grüne Bus vom Bahnhof über die lange Brücke und die Breite Straße vorbei am neuen Landtagsgebäude. Und gleich weiß Nele ein paar Storys ins Mikro zu erzählen. „Da drüben“, sagt sie und meint das große Gebäude gegenüber dem Landtag am anderen Ufer der Havel, „war der Landtag bisher untergebracht. Sehen Sie den riesigen leeren Kreis an der Vorderwand des Hauses? Da war früher das Logo mit Hammer und Sichel zu sehen. Da Gebäude beherbergte nämlich auch zu DDR-Zeiten schon Politiker…“

Wir nähern uns einer Moschee. Denken wir. Nele korrigiert. „Das ist nur eine Verkleidung. Drinnen steht eine Dampfmaschine. König Friedrich Wilhelm IV. hat die Pumpenanlage bauen lassen, um von hier die große Fontäne im Park Sanssouci mit Wasser zu versorgen.“ Und weil die 82-PS Dampfmaschine 1842 nicht so schön am romantischen Havelufer aussah, ließ der König sie hinter den Mauern einer Moschee-Deko verschwinden.

Vorbei geht die Fahrt am Brandenburger Tor, von dem Nele weiß, dass es älter wie das Tor gleichen Namens in Berlin ist, und vorbei am Holländerviertel. Über 130 Häuser, die Soldatenkönig Friedrich Wilhelm hier im holländischen Stil bauen ließ, um Handwerker aus den Niederlanden an die Havel zu locken. Der Siedlungs-Plan ging nicht ganz auf – das Viertel mit seinen Cafés und kleinen Läden ist dennoch bis heute eine echte Sehenswürdigkeit in Potsdam.

Wo Agenten ausgetauscht wurden

Der Bus rollt inzwischen durch die Berliner Vorstadt und nähert sich der Glienecker Brücke. Nele wird ernst. Sie erzählt von der traurigen Berühmtheit der Stahlbrücke, die nicht nur Potsdam von Berlin trennt. Denn hier war auch die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Frank lässt den Bus jetzt im Schritttempo fahren. „Wir wechseln jetzt aus der ehemaligen DDR auf das Gebiet der Bundesrepublik“, sagt sie und unsere Augen suchen die Markierung. Eine weiße Linie, mitten auf der Brücke. „Bis 1989 war die Glienecker Brücke bekannt, weil hier Ost und West festgenommene Agenten austauschten“, erklärt die Stadtführerin.

Sie weiß aber gleich, wie sie die etwas melancholische Stimmung ihrer Gäste vertreibt. „Die beiden Figuren aus Stein“, sagt sie und zeigt auf zwei Pfeiler, die den Eingang zu einem schlossähnlichen Wohnhaus am Straßenrand bilden, „wurden kürzlich restauriert. Die waren ziemlich verfallen. Der Fernsehmoderator Günther Jauch hat die Kosten der Restaurierung übernommen – weil seine Kinder ihn darum gebeten hatten“. Der Name des „Wer wird Millionär?“-Moderators wird während der Rundfahrt noch öfter zu hören sein. Jauch nämlich gehört zu den Mäzenen in der Stadt, die an vielen Orten bereits für Wiederaufbau und Restaurierung kostbaren Kulturgutes sorgen. Die deutsche Geschichte hält uns gefangen. Wenig später verlassen wir am Schloss Cecilienhof zum ersten Mal den „Alten Fritz“.

Wo Stalin, Churchill und Truman sich trafen

Nele begleitet uns beim Spaziergang um das Schloss, das erst 1914 gebaut wurde. Es ist der letzte Schlossbau der Hohenzollern. Kaiser Wilhelm II. ließ es für seinen Sohn, Kronprinz Wilhelm, und dessen Frau Cecilie errichten. Seine eigentliche Bekanntheit, erfahren wir während des Spaziergangs, erhielt Schloss Cecilienhof aber erst 1945. Da fand hier nämlich die „Potsdamer Konferenz“ statt. Jene Tage, als sich nach dem 2. Weltkrieg Stalin, Churchill und Truman trafen, um über das zukünftige Schicksal Deutschlands zu entscheiden. Hier wurde zum Beispiel die Teilung Deutschlands in Besatzungszonen beschlossen.

Nachdenklich setzen wir die Fahrt fort, die uns tiefer in Deutschlands Geschichte nach 1945 führt. Wir rollen durch den Stadtteil, den man als „Verbotene Stadt“ bezeichnete. Denn in den Häusern wohnten damals die Angehörigen des KGB. Abgeschottet durch Zäune und Tore von der Außenwelt. Heute wird hier vieles restauriert; die Potsdamer haben das Wohngebiet zurückerobert.

Die Block-Häuser der russischen Kolonie „Alexandrowka“ ziehen an den Busfenstern vorbei. Königs Friedrich Wilhelm III. hat die 13 Holzhäuser im russischen Baustil samt Kirche bauen lassen, weil er seinen Freund Zar Alexander so schätzte und um hier 13 russische Sängersoldaten anzusiedeln, die der Zar dem König „geschenkt“ hatte. „Einmal im Jahr“, erzählt Nele, „besuche ich eine der Familien dort. Dann darf ich rein in eines der Wohnhäuser.“ Drei Häuser werden noch von direkten Nachfahren der Soldatensänger bewohnt.

Kartoffeln am Grab des Alten Fritz

Wir erreichen einen weiteren Höhepunkt der Fahrt. Schloss Sanssouci. Nele führt unsere Gruppe um das Schloss, weiß vieles zu erzählen. Von Friedrich dem Großen und dem Leben am Hofe. Neben dem Schloss finden wir auch sein Grab. Kartoffeln liegen auf der Grabplatte des „Alten Fritz“. Sie erinnern daran, dass Friedrich Wilhelm II. die Kartoffel in Preußen einführte. Touristen sind hier in Scharen unterwegs. Immer wieder stoppt unsere Gruppe. Denn von der Terrasse vor dem Schloss hat man auch beste Aussicht auf den Park.

Der letzte Halt unserer Stadtrundfahrt nähert sich. Um Park Sanssouci herum, vorbei an Universitätsgebäuden fahrend, sehen wir schon bald das „Neue Palais“. Jener Prunkbau, den Friedrich der Große baute, um damit anzugeben. Denn das riesige Schloss war eigentlich nur ein Gästehaus. Der Alte Fritz wollte hier seinen Gästen zeigen, wie leistungsfähig Preußen trotz des 7-Jährigen Krieges noch war.

Nele begleitet uns bis vor das Tor. Im Gebäude wird gerade vieles restauriert. Von hier kann man, der Fußweg führt in gerader Linie, schnell nach Sanssouci kommen. Wir aber lassen uns von Frank, dem Busfahrer, die kurvenreiche Strecke zurückfahren. Rasch erreichen wir die Innenstadt. Nele verabschiedet uns. Im „Alten Fritz“ haben wir nicht nur einiges aus Potsdams preußischer Geschichte gehört und gesehen – auch die deutsch-deutsche Geschichte war ein ständiger Begleiter.

Info

Die Stadt-und Schlösserrundfahrt „Alter Fritz“ startet hinter dem Stadtbahnhof. Dauer: ca. 3 Stunden. 3 geführte Spaziergänge zwischendurch. Preis: 18.-; Start: Vormittags und nachmittags.
Web: http://www.schloesserrundfahrten.de/

Die Teilnahme an der Schlösserrundfahrt „Alter Fritz“ wurde vom Potsdam Tourismus Service unterstützt

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