Wir sind in Fischerhütte. Vor uns liegt der Nord-Ostsee-Kanal. Während wir am Ausschank einen Kaffee genießen, ziehen vor uns die großen Schiffe vorbei. Denn hier durchschneidet eine der weltweit meistbefahrenen künstlichen Wasserstraßen Schleswig-Holstein.
Fast hundert Kilometer ist der Kanal lang. Er verbindet zwischen Brunsbüttel und Kiel-Holtenau die Nordsee mit der Ostsee.
Wenn man gerne große Schiff fahren sieht, dann ist der beste Aussichtspunkt in Rendsburg. Dort gibt es sogar eine Schiffsbegrüßungsanlage. Aber das Ausflugscafé ist meist sehr voll. Besonders dann, wenn Reisebusse hier halten.
Lieblingsaussichtspunkt Fischerhütte
Da wir es lieber etwas ruhiger und gemütlicher haben, liegt unser Lieblingsaussichtspunkt etwas weiter im Westen. Fischerhütte. Hier gibt es zudem eine Fähre und einen Imbiss.
14 Fähren überqueren den Kanal. Cafés und Imbisse gibt an vielen Orten am Kanal. Fischerhütte steht hier stellvertretend für die lohnenswerten Orte, wenn man Schiffe gucken will.
Der Aussichtspunkt Fischerhütte liegt am südlichen Kanalufer hinter dem Ort Steenfeld. Hier steht auch das Fährhaus Fischerhütte, ein 120 Jahre altes Haus, ein ehemaliges Hafengebäude. Früher waren hier eine Umschlaghalle, eine Hafengaststätte und es gab Fremdenzimmer. Heute sollen im Haus Ferienwohnungen entstehen und es gibt zwei Wohnmobilstellplätze am Haus.
Gegenüber liegt der Imbiss Fischerhütte. Die Anlage sieht etwas provisorisch aus, aber es gibt zu essen und zu trinken. Und Bänke, Stühle und Tische mit Sicht auf die Fähre und die Schiffe auf dem Kanal gibt es auch.
Wenn die großen Pötte kommen…
Und dann tauchen sie unvermittelt zwischen den Bäumen auf: die großen Pötte, die von der Ostsee zur Nordsee und umgekehrt den Kanal passieren. Im Jahre fahren rund 30 000 Schiffe auf dem Nord-Ostsee-Kanal. In Brunsbüttel und in Kiel gibt es Schleusen, die verhindern, dass die Gezeiten Einfluss auf den Wasserstand nehmen. Der Kanal ist ca. 160 Meter breit und 11 Meter tief.
In Fischerhütte liegt am Ufer eine alte Fähre. Eine Kettenfähre. Das ist die letzte Kettenfähre, die auf dem Nord-Ostsee-Kanal fuhr. 1950 in Rendsburg gebaut, wurde sie erst 1990 stillgelegt. Früher waren die 14 Fähren sogenannte Seilzugfähren. Ab 1914 kamen motorbetriebene Kettenfähren zum Einsatz.
Diese Fähre hat zwei Dieselmotoren mit je 44 PS. Die Fähre zog sich entlang einer Kette, die auf dem Gewässerboden lag, von Ufer zu Ufer. Hier am Kanalufer steht die Fähre seit 1992.
Über eine Treppe kann man an Bord gehen. 23,50 Meter ist sie lang, 9 Meter breit und 90 Tonnen schwer.
Bismarck hatte die Idee
Der Vorläufer des Nord-Ostsee-Kanals war der Eiderkanal, der im 18. Jahrhundert gebaut wurde. Es war Reichskanzler Otto von Bismarck, der den Bau des heutigen Kanals aus militärischen Gründen vorantrieb. Die deutsche Flotte sollte jederzeit von der Ostsee in die Nordsee gelangen, „ohne unter dänischen Kanonen passieren zu müssen“, soll er gesagt haben.
Bismarck gewann Kaiser Wilhelm I. für das Projekt. Nachdem der Reichstag den Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals genehmigt hatte, legte Kaiser Wilhelm I. in Kiel-Holtenau den Grundstein.
1895 wurde, nach acht Jahren Bauzeit, der Kanal von Kaiser Wilhelm II. eröffnet.
Von 1907 bis 1914 musste man den Kanal das erste Mal ausbauen. Denn für die neuen großen Schlachtschiffe der Marine nämlich war der Kanal schon zu eng. 103 Meter breit und 11 Meter tief war er nun. 1965 wurde er auf 162 Meter verbreitet.
Kaffee neben der Fähre
Wir schauen dem Schiffsbetrieb zu. In Intervallen kommen die großen Schiffe hier vorbei. Immer mehrere im Pulk. Dazwischen fahren die schnellen Sportboote. Wenn die Schiffe passieren, hat die Fähre Pause und wartet am Ufer. Dann beginnt sie wieder mit ihrem schnellen kostenlosen Transport von Pkw, Lkw, Fahrrädern und Fußgängern. Manchmal wird auch ein Traktor mitgenommen.
Es macht Spaß, hier stundenlang zuzusehen. Ein Ausflugsschiff fährt vorbei. Zeit, einen neuen Kaffee zu bestellen.