Drei prachtvolle Thermenanlagen in Trier

In Trier gibt es die Reste von gleich drei Römerthermen. Und sie sind alle drei sehenswert. 

Teilen

Die Römer sind (beinahe) die Erfinder der Badekultur. In Trier zum Beispiel gibt es die Reste von gleich drei Römerthermen.

Und sie sind alle drei sehenswert. Drei Thermen sind für Römer eigentlich nicht viel. In Rom zum Beispiel soll es rund 900 öffentliche Bäder gegeben haben. Und die wurden viel genutzt. Für Trier kann man das auch vermuten. Römische Thermenanlagen ähneln sich vom Aufbau her alle. Ein römisches Badehaus verfügte in der Regel über Umkleideräume, einen Schwitzraum, das Warmbad (Caldarium), einen mäßig warmen Raum – das Tepidarium – und ein Kaltbad, das Frigidarium.

Wenn die Römer ihre Therme (der Zugang war meist kostenlos) betraten, legten sie in einem Umkleideraum ihre Kleidung ab und reinigten sich im Frigidarium. Danach ging es in den Warmbaderaum mit 20 bis 25 Grad Celsius. Auf Bänken und Liegen wurde man eingeölt und ließ sich massieren. Dann ging es ins Deslaconicum mit trockener Wärme; danach ins Warmbad, in dem fast 50 Grad waren. Anschließend ging man nochmals ins Frigidarium. Sport treiben konnte man auch. Neben den Thermen waren meist entsprechende Anlagen.

Barbarathermen und Kaiserthermen

Wer über die Römerbrücke nach Trier kommt und Richtung Zentrum geht, stößt auf die Barbarathermen. Auf rund 42.000 Quadratmetern erstreckte sich hier die größte Thermenanlage des gesamten Römischen Reichs außerhalb Roms. Ein Großteil ist verloren gegangen. Auf dem Ausgrabungsgelände ist nur ein Drittel der ursprünglichen Therme ausgegraben.

Wesentlich mehr sieht man bei der Besichtigung der „Kaiserthermen“ am Stadtrand gelegen. Die Kaiserthermen, das sind die gewaltigen Überreste einer einst großflächigen spätantiken römischen Badeanlage, gelten zu Recht als eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt. Anfang des 4. Jahrhunderts wurde mit ihrem Bau begonnen. Sie gehörten zu den größten Badeanlagen des römischen Reiches.

Vermutlich wurde die Anlage nie fertig (heute geht man dennoch von einer Nutzung als Thermen aus). Durch ein neu errichtetes, sehr interessantes (weil im römischen Stil errichtet) modernes Eingangsgebäude betritt man das Gelände und steht zunächst im Caldarium, das heute auch für Theateraufführungen genutzt wird. Man sieht die ausgegrabenen Mauerreste der restlichen Anlage. Ein Aussichtsturm bietet hier eine gute Sicht.

Im unterirdischen Trier

Mehr von Interesse ist aber die unterirdische Anlage. Denn das Warmbad wurde ja beheizt, hatte einen beheizbaren Fußboden. Der wurde über Feuer in Gängen unter dem Raum auf 50 Grad aufgeheizt. Und in genau diese weitverzweigten Gänge, eigentlich eben Bedienungsgänge, die zu Öfen führten, kann man heute hinabsteigen ins unterirdische Trier. Viel ist natürlich von der ansonsten so riesigen Anlage nicht mehr zu sehen. Zunächst war hier eine Reiterkaserne, später eine Burganlage, dann Siedlung, später gab es hier ein Kloster. Die Trierer bedienten sich zum Häuserbau auch hier an den vielen Steinen. Im Mittelalter wurden die Thermen Teil der Stadtmauer – einer der Fensterbögen in der Apsis wurde sogar als Stadttor genutzt.

In den ersten Jahrzehnten nach 1800 besann man sich auf „Geschichte“. Eine Bastion, die das Gelände bedeckte, wurde abgerissen, das römische Caldarium wieder freigelegt. Seitdem ist viel passiert. Man wollte die gesamte Anlage zwar mal wiederaufbauen, das war aber zu teuer. Also beließ man es bei Ausgrabungen und Teilrekonstruktionen – das aber lohnt für den Besucher heute richtig.

Und „Trier unterirdisch“ geht weiter. In den Thermen am Viehmarkt nämlich. Ähnlich den anderen beiden Thermen – aber doch anders. Denn hier ist sie, die sichtbare Verbindung von Antike und Gegenwart, von Baukunst der Römer und Architektur der Jetztzeit.

Die Thermen am Viehmarkt

80 nach Christus von den Römern im Stadtzentrum errichtet (hier liegt heute der namensgebende Viehmarkt), wurde die Anlage erst in der 90er Jahren des letzten Jahrhunderts ausgegraben. Über 8000 Quadratmeter groß, war die Thermenanlage bis ins 4. Jahrhundert in Gebrauch. Danach verfiel die Badeanlage, wurde – wie andere Römerbauten auch – als Steinbruch genutzt.

Im Mittelalter stand hier eine Klosteranlage – die Thermen gerieten unter dem Stein der Geschichte in Vergangenheit. Bis 1987 die Sparkasse hier eine Tiefgarage baute. Bei den Arbeiten stieß man auf die römische Anlage, deren noch existierende Reste bis 1994 ausgegraben wurden. In Trier diskutierte man damals eifrig, was mit dem römischen Fund nun geschehen sollte. Zuschütten oder der Öffentlichkeit zugänglich machen? Das war die Frage. Nun, die Tiefgarage wurde gebaut (allerdings räumlich etwas versetzt) und der ausgegrabene Thermenrest kam unter Glas.

Der Architekt Oswald Mathias Ungers baute über die freigelegten Ruinen von Thermen und Kapuzinerkloster ein sehenswertes Gebäude mit Glasfassaden. Ein Quader aus Glas – so sieht das heute aus. Auf dem Platz – hier befinden sich heute etliche Szenekneipen – zeichnete man mithilfe von roten Steinen die Lage der Straßen zur Römerzeit ein.

Reste eines Klosters

Das Konzept Ungers sah vor, dass der Glaskasten wie ein Fahrstuhlkasten wirken solle. Das tut es zwar nur mit viel Fantasie – aber per Fahrstuhl geht es in dem Gebäude dennoch einmal hoch auf eine Aussichtsplattform und einmal abwärts in das unterirdische Trier. Bei dem Rundgang dort stößt man nicht nur auf die Grundmauern der Therme, sondern auch auf die des mittelalterlichen Klosters.

Die Thermenanlage hat die Form eines Rechtecks. Die Raumeinteilung ist an den Mauerresten gut zu erkennen. Es gibt Wannen und Schwimmbecken, Kloaken, Umkleideräume und Bedienungsgänge zu sehen. Und sehr schnell kommt der Besucher wieder in der Gegenwart an. Denn die Anlage unter der Kneipenmeilen der Stadt wird immer wieder für Ausstellungen und andere Veranstaltungen genutzt.

Teilen

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may use these HTML tags and attributes:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>