Trier bei schlechtem Wetter? Wenn dem so ist, empfiehlt sich ein Tag in den Museen der Römerstadt – wenn man die an einem Tag überhaupt schafft. Denn sehenswert sind sie generell – es lohnt aber auch, sich nur bestimmte Punkte herauszusuchen.
Gestartet bin ich im Simeonsstift, direkt neben der Porta Nigra. Der Bau ist ein ehemaliges Kloster. Achten Sie mal auf den Kreuzgang. Der nämlich liegt in der ersten Etage und gehört als weiterer Ausstellungsbereich heute zum Museum. Denn in dem Gebäude ist das Stadtmuseum untergebracht. Sehenswert ist hier, gleich nach dem Eingang, zunächst der Trebeta-Saal, benannt nach dem Stadtgründer aus einer Sage: Trebeta, ein assyrischer König. In dem Raum findet man viele der Originalschätze – das Marktkreuz, die Figuren des Hauses „Steipe“ und von Brunnen, die an den Gebäuden gegen Kopien ausgetauscht wurden.
Eine Etage tiefer stößt man im Keller auf die Reste der römischen Stadtmauer, die jene Stadt umgab, deren Modell die Attraktion der ersten Etage ist. Das beeindruckende Modell zeigt die Stadt um 1800.
Weiter geht die Reise durch die Geschichte der Stadt: Exponate aus dem Mittelalter, der Neuzeit bis zu den Jahren unter den Nationalsozialisten: hinzu kommen Dokumente von Porzellanmanufakturen, von der Moselschifffahrt, religiöse Zeugnisse und mehr. Interessant ist auch die folgende Sonderausstellung „Ikone Karl Marx. Kultbilder und Bilderkult“, die verschiedenste Darstellungsweisen des Denkers Marx zeigt.
Unweit der Kaiserthermen liegt das „Rheinische Landesmuseum Trier“ eines der interessantesten archäologischen Museen in Deutschland: Hier geht es um die kulturelle Entwicklung der gesamten Trierer Region – von der Urzeit bis zum Ende des 18. Jahrhundert. Auf 3.500 Quadratmetern werden im Museum fast 5000 Objekte gezeigt. Nicht verpassen sollten Besucher die gewaltigen Mosaiken aus römischer Zeit und den Saal mit römischen Grabdenkmalen – aufgestellt wie an einer Straße, die in die Stadt führt (so wie das bei den Römern üblich war). Hier gibt es dann auch das bekannte römische Weinschiff und das sogenannte Schulrelief.
Weiter führt der Rundweg vorbei an Ausgrabungsfunden bis zu einer weiteren neuen Attraktion des Museums: Mit der Sonderausstellung „Goldene Zeiten“ feiert das Landesmuseum das 20-jährige Fundjubiläum des größten römischen Goldschatzes. Der 18,5 kg schwere Schatz, bestehend aus über 2.600 Goldmünzen – fasziniert schaut man hinab auf diesen einmaligen Fund. Mit etwas PFantasie sieht und hört man ihn, jenen reichen Römer, der während eines Bürgerkrieges 196 nach Christus in einem Keller diesen Schatz vergraben hat. Erst vor 20 Jahren wurde er wiedergefunden.
Nicht verpassen darf man die Aufführung „Im Reich der Schatten“ im Museum. Nur zweimal am Tag kann man dieses „mediale Raumtheater“ ansehen. Doch es lohnt, die „Show“ im dann abgedunkelten Saal mit den Grabmalen zu sehen.
Durch Lichtprojektionen nämlich werden die Figuren und Szenen auf den Grabsteinen zum Leben erweckt. Eine fantastische Geschichte, die Zuschauer und den imaginären Hauptdarsteller in die Welt der Toten /das Reich der Schatten) entführt. Zwischen Originalexponaten und animierten Filmsequenzen, Sprache und Musik entsteht ein poetisches Spiel – eine wundersame Story aus dem Jenseits inmitten der römischen Welt (Wetten, Sie sehen die Schiffsbesatzung des Weinschiffes tatsächlich rudern…)
Übrigens: Wenn Ihnen die Stimme eines der beiden Darsteller bekannt vorkommt: Kein Wunder, es ist Christoph Maria Herbst.
Unweit des Trier Doms befindet sie das „Museum am Dom“ (früher nannte man es Diözesanmuseum). Hauptsächlich geht es hier um kirchliche Schätze und Funde bei Ausgrabungen in Kirchen. Es geht um frühchristliche Kirchenanlage. Grabdenkmäler, religiöse Bilder und Volkskunst sowie Kirchturmhähne.
Ein Deckengemälde aus 30 000 Einzelstücken
Eine Besonderheit bietet das Museum, das alleine bereits alleine den Besuch rechtfertigt: die sogenannte „Konstantinische Deckenmalerei“. Wo sich heute der Trier Dom erhebt, stand zu Konstantins Zeit sein Palast. Teile des Palastes wurden um 330 für die erste Kirche an der Stelle niedergelegt. In drei Metern Tiefe unter dem Dom fand man nun die Decke eines Wohnraumes. Sie bestand aus einem Gemälde. Wie auf einem Schachbrett sind sieben Erotenpaare, Eros und Psyche sowie sieben lebensgroße Brustbilder zu sehen. In der Mitte war ein Frauenbildnis, vielleicht das der Gattin Kaiser Konstantins.
Das Problem der Archäologen bestand darin, dass der Fund in rund 30 000 kleine Stücke zerbrochen war. Da man nicht wusste, wie das Original ausgesehen hatte, konnte niemand das Deckengemälde zusammensetzen. Bis einer der Ausgräber entdeckte, dass es auf der Rückseite des Gemäldes Spuren gab, die vom Anbringen des Steins auf dem Untergrund übrig geblieben waren. Diese Spuren konnte man zu einem Bild wieder zusammensetzen – und auf der anderen Seite war das Originalbild wiederzusehen.
Die größte Kirchenanlage der Antike
Die Tunika von Jesus, der Heiligen Rock
Im Laufe der Geschichte wurde der Dom oft verändert – und verkleinert. Der heutige Dom enthält noch den römischen Kernbau, mit Originalmauern bis zu einer Höhe von Metern. Der Kernbau wurde durch romanische Anbauten erweitert, im 13. Jahrhundert wurde auf den Resten der niedergelegten antiken Südbasilika die Liebfrauenkirche uneben dem Dom errichtet (die erste Kirche im spätgotischen Stil in Deutschland). Später wurde alles im barocken Stil umgestaltet – und die Heilig-Rock-Kapelle, die man durch ein Türfenster sehen kann, angebaut. Sie birgt eine Reliquie: die Tunika von Jesus, der Heiligen Rock, der immer wieder mal öffentlich gezeigt wird (Rock-Wallfahrt)
Heute schreitet man durch ein gewaltiges Kirchenschiff mit zahlreichen pompösen Grabmälern, steigt die Treppen neben dem Altar zur Heilig-Rock-Kapelle hoch und hinab zu drei Krypten mit den Grablegen der Bischöfe, sieht Kreuzgang und Domschatzkammer. Verschlossen ist der Durchgang zur gotischen Liebfrauenkirche, deren Inneres neu gestaltet ist.
Weiter führt der Weg zur nahen Basilika, heute eine evangelische Kirche, früher der Thronsaal römischer Kaiser. Von außen und innen wirkt der Bau gewaltig: 71 Meter lang, 32,60 Meter breit und über 36 Meter hoch. Das sind die Maße der Basilika; der größte bis heute erhaltene säulenlose Raum der Antike. Um 310 errichtet, dann abgetragen und Mitte des 19. Jahrhunderts unter Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. als Kirche für die evangelische Gemeinde wieder errichtet, passen bis zu 1700 Menschen in den Raum.
Gleich hinter der Basilika liegt das Kurfürstliche Palais mit dem herrlichen Garten, an den sich wiederum die Kaiserthermen anschließen – Geschichte pur, zu sehen auf engstem Raum. In der Römerstadt Trier.